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Von trüben Mienen keine Spur
Veröffentlicht am 07.08.2006
in Kornwestheimer Zeitung
Veröffentlicht am 07.08.2006
Von trüben Mienen keine Spur
Sommerserenade des Paulus-Singkreises: Abwechslungsreiches Programm bereitet den Zuhörern einen kurzweiligen AbendKornwestheim. 'Flieht, ach flieht, ihr trüben Mienen' hat das Eröffnungslied des Paulus-Singkreises bei der Serenade am Samstag geheißen. Doch eigentlich hätte es dessen gar nicht bedurft, denn das zahlreich erschienene Publikum war sowieso in bester Sommerabendlaune.
Von Sabine Baumert
Angesichts der eher kühlen abendlichen Witterung fand das Konzert nicht im Innenhof des Paulusgemeindehauses, sondern im Saal statt, was der guten Stimmung aber keinerlei Abbruch tat.
Burkhart Zeh hatte ein ansprechendes Programm mit bekannten, aber auch unbekannten Titeln zusammengestellt, die ausgesprochen interessant und hörenswert waren. Dabei wiesen die Überschriften der einzelnen Programmblöcke auf eine gut durchdachte Dramaturgie des Gesamtprogramms hin. Nach dem Beginn mit 'Fröhlichkeit in alten Zeiten' folgten zwei Abschnitte mit Opernmelodien. Zwischen klassischer Serenade und schwungvollen europäischen Liedern sorgten die Titel des 'Meditativen Zwischenspiels' für besinnlichere, nachdenkliche Momente. Den passenden Abschluss bildete Mozarts 'Nachtmusik'. Daneben war durch die unterschiedliche und oft sehr originelle Instrumentierung für viel Abwechslung gesorgt.
In der eröffnenden Canzone des italienischen Komponisten Tarquinio Merula stellten sich fast alle instrumentalen Mitwirkenden des Abends vor: Kathrin Scheytt und Barbara Jakoblev (Violine), Konstanze Liebeskind (Cello) und Catarina Zeh (Fagott). Burkhart Zeh, der bei diesem Stück Orgel spielte, dokumentierte seine große musikalische Vielseitigkeit in den anderen Werken des Konzertes abwechselnd als Bratschist, Violinist oder Chorleiter. Die Instrumentalisten zeigten hier gleich die musikalischen Qualitäten, die auch ihre anderen Beiträge bei der Serenade auszeichneten: lockeres und durchsichtiges Spiel, das polyfone Strukturen gut durchhören ließ, perfekte kammermusikalische Abstimmung und eine flexible, geschmeidige Tongebung. Letztere war maßgeblich daran beteiligt, dass langsamere Sätze wie Bachs berühmte 'Air' oder der nicht minder berühmte Kanon von Johann Pachelbel stets sehr spannungsvoll musiziert waren.
Ein besonderes Glanzlicht dieser Instrumentalbeiträge war das 'Andante ma Adagio' aus Mozarts Fagottkonzert. Die junge, überaus talentierte Fagottistin Catarina Zeh musizierte den Satz mit einer mühelosen Leichtfüßigkeit, die man diesem großen Instrument nie zugetraut hätte. Klanglich lotete sie alle Facetten des Instrumentalklangs zwischen oboenartigen Klängen im hohen Register und warmer, sonorer Tiefe aus.
Die Sängerinnen und Sänger des Paulus-Singkreises konnten in Werken ganz unterschiedlicher Epochen ihr Können zeigen. Lieder des 16. Jahrhunderts wurden mit viel Schwung , Humor und derselben durchsichtigen Artikulation wie von den Instrumentalisten dargeboten. Dabei waren in Adriano Banchieris 'Tierischem Kontrapunkt' allerlei Tierstimmen zu hören, darunter Katze, Kuckuck und Schleiereule. Bei Thomas Ravenscrofts 'Toss the Pot' machte danach zur Belustigung des Publikums ein echter Bierhumpen die Runde.
Im zweiten Teil des Programms brachte der Chor mit ganz andersartigen Titeln frischen Wind auf die Bühne. In ansprechenden modernen Chorsätzen, die die Stimmgruppen auch einzeln vorstellten, nahm das Kornwestheimer Vokalensemble die Zuhörer mit auf eine Reise durch ganz Europa. Lieder aus Schweden und Frankreich erzählten beredt von Wind und Wellen, und beim Lied über Sascha brachten besonders die Männerstimmen russisches Temperament ins Gemeindehaus. Pfeilschnelle Pferdchen jagten durch den Liedbeitrag aus Island, und bei der irischen Weise über 'Pfeifer Tim' war die Dudelsackmelodie gut durchzuhören.
Heike Sigle hatte schon beim langsamen Satz aus Beethovens Mondscheinsonate dem altersschwachen Paulus-Flügel mit überzeugender agogischer Gestaltung und poetisch gestalteter Melodie alles abgerungen, was auf ihm überhaupt musikalisch noch möglich ist. Bei den Volksliedsätzen ließ die Pianistin den Klavier- mit dem Vokalklang verschmelzen und trug so unter Burkhart Zehs suggestivem Dirigat viel zur stimmigen Gesamtinterpretation des Werks bei.
Der Pauluskantor überzeugte bei diesem Konzert nicht nur als Multiinstrumentalist, sondern auch als Arrangeur mit ungewöhnlichen Einfällen. Seine Bearbeitung von Rossinis bekannter Cavatine des 'Figaro' für Streichquartett und Fagott ließ völlig vergessen, dass der Vokalpart vom Fagott wiedergegeben wurde und in der Quartettbesetzung die Blech- und Holzbläser des Opernorchesters fehlten. In dieser Version wurde das Werk zum technisch anspruchsvollen Bravourstück für alle Beteiligten, bei dem sich Catarina Zeh wieder unprätentiös und ohne Solistenallüren organisch in den Kammermusikklang einfügte.
Die Zuhörer spendeten lang andauernden Applaus und ließen sich gerne einladen, noch lange im stimmungsvoll dekorierten Saal zu verweilen. Christian Kamm (Klavier) und Oli Biella (Gitarre/Kontrabass) schufen mit dezent dargebotener südamerikanisch, aber auch jazzig inspirierter Musik den perfekten Hintergrund dafür.
Die Online-Publikation dieses Artikels erfolgt
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