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Tröstende Töne
Veröffentlicht am 17.01.2005
in Kornwestheimer Zeitung
Tröstende Töne
Die Orgel in der Aussegnungshalle ist renoviertGestern Abend ist die renovierte Orgel mit einem kleinen Konzert eingeweiht worden Bild: rd
Kornwestheim (sb). Sie erstrahlt in neuem Glanz, die Orgel in der Aussegnungshalle auf dem Kornwestheimer Friedhof. Sehen können dies freilich nur diejenigen, die oben auf der Empore einen Blick ins Orgelgehäuse riskieren und dort die schön herausgeputzten Metallpfeifen betrachten. Gehört haben das Instrument aber schon viele von denen, die sich seit dem 30. November vergangenen Jahres aus traurigem Anlass auf dem Friedhof versammelt hatten. An diesem Tag hatte Johanneskantor Matthias Nägele, der vor seinem Wechsel nach Kornwestheim Orgelbeauftragter der evangelischen Landeskirche in Bayern war, die Endabnahme des Instrumentes vorgenommen. Die Orgel, so der Fachmann, sei jetzt 'der Pietät des Ortes“ angemessen. Statt des 'heiseren, dumpfen“ Klanges, den Professor Volker Lutz in einem Gutachten bemängelt hatte (die KWZ berichtete), kann die Friedhofsorgel jetzt mit ihrer klanglichen Disposition mit warmen, aber auch angenehm hellen Tönen Trauernden Trost und Zuversicht spenden. Mit anderen Live-Instrumenten wie Streich-, aber auch Blasinstrumenten verträgt sie sich bestens, wie unlängst eine große Trauergemeinde bei einer Trauerfeier mit kammermusikalischer Umrahmung feststellen konnte.
Mit der Restaurierung der Orgel hat jetzt eine jahrelang andauernde Kontroverse ein Ende gefunden. Mitglieder des Ausschusses für Umwelt und Technik hatten sich ausgiebig mit der Frage beschäftigt, ob es sinnvoller sei, die 1961 von der Familie Sigle gestiftete Friedhofsorgel grundlegend zu erneuern oder ein neues elektronisches Instrument anzuschaffen. Mit knapper Mehrheit setzten sich die Befürworter der Orgelrenovierung durch. Dafür zuständig war Orgelbaumeister Klaus Kopetzki aus Murr. Musiker aus der ganzen Region schätzen Kopetzki wegen seiner hilfsbereiten, großzügigen Art.
Als einmal im ganzen Kreis Ludwigsburg für ein Konzert keine kleine Truhenorgel mehr aufzutreiben war, heißt es, habe der Orgelbauer nicht nur spontan sein eigenes Meisterstück-Instrument zur Verfügung gestellt. Kopetzki habe das Instrument sogar am Wochenende selbst zum Konzertort transportiert und spielfertig angeschlossen ohne dafür einen Zuschlag zu verlangen, einfach aus Liebe zur Musik und zum Instrument.
Diese Liebe zum Instrument spürt man, so Matthias Nägele, auch bei der Kornwestheimer Orgel, in die der Orgelbauer ungezählte Arbeitsstunden investiert habe. Von Kopetzkis Arbeit zeigt sich Nägele sehr angetan: 'Optimal“ sei das Instrument renoviert worden, technisch sei jetzt wieder ein gutes Niveau gewährleistet. Außer einer gründlichen Ausreinigung wurde eines der unbrauchbaren schrillen Register aus dem Gehäuse entfernt. Dafür wurde ein neues Register mit eigens für die Orgel gefertigten Pfeifen und einem strahlenden, aber nicht schrillen Klang neu eingebaut. Klanglich ergänzt wird dieses neue Register durch eines, das bereits in der Orgel vorhanden war, dem man aber jetzt durch zwölf neue Pfeifen eine tiefere Klangdimension gegeben hat.
Damit wurden weitgehend die Empfehlungen des Orgelsachverständigen Volker Lutz befolgt. Aus einem Instrument, das seinerzeit von der Firma Walcker in großen Stückzahlen ohne Rücksicht auf die klanglichen Gegebenheiten vor Ort gebaut worden war, ist damit eine richtige Kornwestheimer Orgel geworden. Pfarrer Christoph Rau, der zusammen mit seinem katholischen Kollegen Stefan Spitznagel für die ökumenische Initiative Friedhofsorgel verantwortlich zeichnet, nennt Zahlen.
4650 Euro seien durch Spenden privater Sponsoren eingenommen worden. Davon habe man die Kosten für die oben beschriebenen klanglichen Veränderungen an der Orgel bestreiten können, die mit etwa 4500 Euro zu Buche standen. Die Kosten für die Generalausreinigung (3300 Euro ohne Mehrwertsteuer) übernehme die Stadt.
Als Dankeschön für einen kleinen Kreis von geladenen Gästen gaben gestern vier Kornwestheimer Organistinnen und Organisten ein Konzert auf der renovierten Orgel. Eine von ihnen freut sich ganz besonders, jetzt problemlos an diesem Instrument spielen zu dürfen. Vor einigen Jahren, erinnert sie sich, habe sie kurzerhand zur Selbsthilfe greifen müssen, als eine der wichtigsten Pfeifen nur noch ein heiseres Quäken von sich gab. Sie habe dann den misstönenden Übeltäter im Pfeifenwald geortet, ausgebaut und die Ursache der Störung ein größeres Insekt entfernt. Solche ungebetenen Gäste verirrten sich gestern zum Glück nicht in dem Instrument und auch hoffentlich nicht bei einem öffentlichen Konzert, das für einen späteren Zeitpunkt geplant ist.
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