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Musik hat den Posaunenchor jung gehalten
Veröffentlicht am 22.02.2006
in Kornwestheimer Zeitung
Veröffentlicht am 22.02.2006
Musik hat den Posaunenchor jung gehalten
Mit Festgottesdienst in die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen gestartet
Kornwestheim. Mit einem Festgottesdienst in der Johanneskirche ist der Posaunenchor des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) ins Jubiläumsjahr 2006 gestartet. Er wird 100 Jahre alt. Von Birgit Kiefer
Weil der Gesang des Männerchores bei der Weihnachtsfeier im Jahr 1905 nicht auf Begeisterung stieß, unterbreitete Pfarrer Nestel den Vorschlag, „diese geballte Kraft doch besser zum Posaunenblasen“ einzusetzen. Gesagt, getan. An diese Anekdote zur Gründung des CVJM-Posaunenchors vor 100 Jahren, also im Jahr 1906, erinnerte am Sonntag beim Festgottesdienst in der Johanneskirche Dekan Hans-Frieder Rabus.
Das Motto „Du bist unsere Zuversicht“, unter dem das gesamte Jubiläumsjahr stehen wird, machte Rabus zum Thema seiner Predigt beim Festgottesdienst. Er erinnerte an die biblische Erzählung aus dem Matthäusevangelium, in der Petrus auf die Aufforderung von Jesus hin voller Zuversicht über das Wasser wandelt. Erst als er kurz zweifelt, droht Petrus zu versinken. Solange der Chor voller Zuversicht bleibe, könne er sorglos voranschreiten, gab Rabus dem Posaunenchor mit auf den Weg.
Die bisher zurückgelegte Strecke könne den Anschein erwecken, als ob der Posaunenchor mittlerweile ziemlich alt aussehe, so Pfarrer Ulrich Theophil. „Aber davon ist beileibe keine Spur zu erkennen, auch wenn Ihr Chor mittlerweile doppelt so alt ist wie die Johanneskirche“, freute sich der Gratulant. Die Gemeinde feierte im vergangenen Jahr das 50-jährige Bestehen der Kirche.
Innerhalb des Posaunenchor-Jubiläums gab’s auch noch einige kleinere Jubiläen zu feiern. So erhielt Dr. Helmut Haas von Landesposaunenwart Hans-Ulrich Nonnenmann für 60 Jahre aktiven Dienst als Bläser die Weltbundnadel. „Wer eine solche Nadel trägt, dem gebührt Hochachtung“, sagte Nonnenmann. Dem gesamten Chor wünschte er, dass er sich seinen Schwung in den kommenden Jahren bewahren möge, denn die Musik sei „ein wichtiger Impuls für die Beziehung des Menschen zu Gott“.
Postum wurde zudem Walter Traub mit der Weltbundnadel ausgezeichnet. Für das langjährige Mitglied, das im vergangenen Jahr verstorben ist und das sich um die Instandhaltung der Instrumente gekümmert hatte, nahm Sohn Wolfgang Traub die Ehrung entgegen.
Den gesamten Festgottesdienst begleiteten die Jubilare selbst mit Chorälen unter der Leitung ihres Dirigenten Matthias Nägele. Unterstützt wurden sie von ihren Bläserkollegen aus Weißenfels an der Saale, die extra für einen Tag aus der Partnerstadt Kornwestheims angereist waren, um den befreundeten Musikern zu gratulieren und mit ihnen gemeinsam zu musizieren.
Der Auftritt im gestrigen Festgottesdienst wurde von den Kornwestheimer Filmamateuren (Kofa) aufgezeichnet. Auch die weiteren Konzerte, wie zum Beispiel am 22. April in der evangelischen Martinskirche und am 2. Dezember zusammen mit der Sängerlust, sowie sämtliche Feierlichkeiten zum Jubiläumsjahr werden von den Kofa-Mitgliedern gefilmt. Nach Ablauf des Jahres soll so eine DVD entstehen, die an das Jubiläumsjahr erinnert.
Schon jetzt kann die Festschrift für drei Euro erworben werden. Auf 66 Seiten wird die Geschichte des Kornwestheimer Posaunenchores aufgearbeitet. In dem Heft finden sich viele Fotos aus der Vergangenheit, aber auch jedes Mitglied des Posaunenchores ist dort verewigt. Siehe „Nachgefragt“
Nachgefragt
:60 Jahre wirkt Dr. Helmut Haas schon im Posaunenchor des CVJM mit. Birgit Kiefer hat mit dem Jubilar gesprochen.
Frage:Gehen wir 60 Jahre zurück ins Jahr 1946. Wie kam es da dazu, dass Sie in den Posaunenchor eingetreten sind?
Herr Haas: Mein Vater war seit 1935 Dirigent und Chorleiter des Posaunenchores und trommelte schon Ende 1945 nach dem 2. Weltkrieg die noch verbliebenen Mitglieder zusammen, um wieder einen einsatzfähigen Chor zu haben. Es liegt nahe, dass er seinem damals 16 Jahre alten Sohn das Blasen beibrachte. Da ich die Noten vom Klavier spielen her kannte, war dies eine Sache von wenigen Wochen.
Frage:War es in der Nachkriegszeit nicht schwer, an Instrumente zu kommen?
Herr Haas: Nein. Der Posaunenchor war Ende der 20er Jahre und bis weit in die 30er hinein ein großer und bedeutender Chor. Der Hauptverein, der evangelische Männer- und Jünglingsverein, war nicht arm, vielmehr in dieser Zeit einer der mitgliederstärksten Vereine in Kornwestheim, bis dann die unheilvolle Zeit ab 1933 anbrach. Der Verein und auch der Posaunenchor wurden von der Bevölkerung im heutigen alten Dorf sehr gefördert und unterstützt.
Frage: Und sind Sie der Trompete treu geblieben?
Herr Haas: Nein. Als junger Mensch möchte man Melodie blasen. So richtig fetzig. Möglichst die Oberstimmen. Aber später sind die musikalisch anspruchsvolleren Begleitstimmen gefragt. Ich habe bis Ende der 50er Jahre Trompete, dann das Tenorhorn und dann die Tuba gespielt. Seit etwa 1999 spiele ich wieder das Tenorhorn.
Frage: Den Instrumenten sind Sie zwar nicht treu geblieben, aber dem Kornwestheimer Posaunenchor. Was ist für Sie das Besondere an diesem Chor?
Herr Haas: Der Posaunenchor blieb immer meine musikalische Heimat. Die Freundschaft und Kameradschaft und das gelebte Christentum mit der Verkündigung durch die Musik machen ihn aus.
Frage: Jeden Freitag zur Probe und dann noch die vielen Konzerte: Ihr Leben gehört der Musik. Was bedeutet Musik für Sie?
Herr Haas: Ein Leben ohne Musik ist für mich unvorstellbar. Ich muss sie nicht nur hören, ich möchte auch selbst musizieren.
Frage: Der Posaunenchor besteht nunmehr 100 Jahre. In den 60 Jahren, die Sie davon miterlebt haben, was hat sich da verändert?
Herr Haas: Die Art der Musik ist anders geworden. Der Posaunenchor spielt zunehmend fröhliche, rhythmische und beschwingte Melodien. Selbst bei geistlichen Texten. Er ist damit wettbewerbsfähiger geworden. Wir wissen, dass wenn beim Zuhörer die Akzeptanz fehlt, man für taube Ohren und leere Herzen bläst. Insofern hat der Posaunenchor die musikalische Herausforderung angenommen.
Frage: Denkt man nach all den Jahren noch an die Zukunft des Vereins? Was wünschen Sie Ihrem Chor zum 100-Jahr-Jubiläum?
Herr Haas: Ich denke auf jeden Fall an die Zukunft des Posaunenchores. Ein Dichter sagt: Unaufhaltsam enteilet die Zeit. Sie sucht das Beständige. Sei getreu, und du legst ewige Fesseln ihr an. Ich wünsche, dass wir am Beständigen festhalten und mit großer Zuversicht in die nächsten zehn Jahre hineingehen.
Frage: Wie lang werden Sie noch das Tenorhorn blasen?
Herr Haas: So lange Gott will und mir dazu die Gesundheit gibt.
Die Online-Publikation dieses Artikels erfolgt
mit freundlicher
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