Das Pressearchiv unserer Gemeinde
Mühsamer Weg bis zum Verwöhn-Aroma
Veröffentlicht am 02.02.2004
in Kornwestheimer Zeitung
Kornwestheim. Erst die Guten von den Schlechten trennen, genau 47 müssen es sein. Dann muss der 60-Kilogramm-Sack hochgewuchtet werden. Bezahlen darf der Gast erst, wenn er den Preis für seine Tasse Kaffee an der Börse ausgehandelt hat. Zum Schluss muss er die Bohnen auch noch selbst rösten und mahlen: Den 'Kaffee-Parcours³ galt es am Samstag im Johannesgemeindehaus zu bewältigen.
VON MARK SCHENKEL
Schon draußen vor dem Johannesgemeindehaus kann man es riechen: Hier wird frischer Kaffee geröstet. Aber bevor es ans Trinken geht, müssen die Mitglieder des 'Eine-Welt-Vereins³ und ihre Gäste erst einmal arbeiten. Der Kaffee-Parcours zeigt auf fünf Stationen, was alles nötig ist, bis aus einer unscheinbaren Bohne ein wohl duftender und schmeckender Kaffee wird.
Als erstes müssen die Bohnen sortiert werden, denn nur die einwandfreien 'Kirschen' werden exportiert. 'Die schlechteren Bohnen verwenden wir für den Kaffee, den wir selber trinken', meint Pedro, der Kaffeebauer, der die Besucher durch den Parcours begleitet. Auf Schautafeln werden er und seine Frau Juanita vorgestellt. Dazu gibt es viele Hintergrundinformationen über den Anbau der Pflanzen und die Lebensbedingungen der Kaffeebauern in ihrer Heimat.
Wer weiß schon, dass man genau 47 Bohnen für eine durchschnittliche Tasse Kaffee benötigt? Die Kornwestheimer zählen also emsig und müssen dabei genau aufpassen: Erbsen 'spielen' die schlechten Bohnen. Wer da unachtsam ist, erlebt beim Rösten eine böse Überraschung. 'Fünf Minuten passiert gar nichts, und dann geht es blitzschnell', erklärt eine Besucherin beim Rösten. Einen ersten Fehlversuch hat sie, wie die angebrannten Erbsen beweisen, schon hinter sich. Die härteste Prüfung ist der 60 Kilogramm schwere
Kaffesack, 'ersatzweise gefüllt mit Kornwestheimer Weizen', so Mitinitiator Dr. Ernst Worbs vom Eine-Welt-Verein. Solch schwere Säcke wuchten die Arbeiter in den Erzeugerländern während der Ernte. 'Die acht- bis zehnjährigen Kinder schleppen 25 Kilogramm schwere Säcke, das muss man sich mal vorstellen', sagt Worbs. In Kornwestheim ist mehr als 'mal hochheben' nicht drin.
'Wir wollen uns nicht nur theoretisch mit dem Thema -Fairer Handel-
auseinandersetzen', erläutert er Sinn und Zweck des Kaffeeparcours.
Vom Schleppen geht¹s weiter zum 'Handeln': Den Kaffeepreis galt es an der Kaffeebörse festzusetzen. Großen Spaß bereitet den meisten
Kaffee-Fünfkämpfern das Mahlen mit Omis Kaffeemühlen. Auch dabei gibt es noch einiges zu lernen: 'Zwischen die Knie klemmen, die Schublade fixieren', empfehlen die, die bereits durch sind.
Dann kommen endlich die letzten Stationen: aufbrühen und trinken. 'Der
Kaffee schmeckt lebendiger, frischer': Ernst Worbs ist zufrieden.
Natürlich konnte man auch Kaffee kaufen. Der Eine-Welt-Verein hatte Kaffee, Tee und andere Produkte aus fairem Handel im Angebot: Rooibusch-Tee genauso wie leckere Sahne-Noisette-Schokolade.
Derzeit sucht der Verein ein Ladengeschäft in Kornwestheim, um einen
dauerhaften Verkauf einzurichten. 'Aber die normalen Mietpreise können wir mit unserem Umsatz nicht finanzieren', sagt Ernst Worbs. Immerhin: Ab März wird der Eine-Welt-Verein seine Waren wieder auf dem Wochenmarkt anbieten.
Böhnchen für Böhnchen: Viel über Kaffee konnten die Besucher beim
Kaffee-Parcous im Johannesgemeindehaus lernen Bild: pmDie Online-Publikation dieses Artikels erfolgt
mit freundlicher
Genehmigung der
Kornwestheimer Zeitung
Mit über 4.100 Artikeln ist das Online-Pressearchiv auf dem Bezirksportal meinekirche.de das umfangreichste dieser Art innerhalb der Landeskirche.
Hier finden Sie eine enizigartige Dokumentation der regionalen Geschichte unserer Gemeinden und Einrichtungen seit den frühen 1960er Jahren.
In der Grundeinstellung finden Sie hier Kornwestheimer Artikel ab 1975. Über die Suchmaske können Sie noch gezielter nach Artikeln der ehemaligen Einzelgemeinden Kornwestheims oder aus anderen Gemeinden des Kirchenbezirks suchen.