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Ins Venedig des 16. Jahrhunderts versetzt
Veröffentlicht am 07.06.2005
in Kornwestheimer Zeitung
Ins Venedig des 16. Jahrhunderts versetzt
Bezirksposaunentag mit über 100 Bläsern in der JohanneskircheKornwestheim (sb). Die Kirche San Marco in Venedig und die Johanneskirche in Kornwestheim haben sicherlich architektonisch wenig gemeinsam. Beim Gottesdienst zum Bezirksposaunentag konnte man sich aber gestern wenigstens musikalisch ins Venedig des 16. Jahrhunderts versetzt fühlen.
Damals war es üblich, dass die Blechbläsergruppen von verschiedenen Emporen miteinander und abwechselnd musizierten. Die Dirigenten Jan Wolf und Gunther Schaible hatten am Sonntag die über 100 Bläser in einen kleinen Chor auf der Chorempore und einen großen Chor im Chorraum verteilt.
Dadurch gab es für die zahlreichen Gottesdienstbesucher eine Art Stereo-Hörerlebnis. Besonders beachtlich musiziert war das Einleitungsstück „Preludio“, in dem beide Chöre passgenau zusammen spielten, auch wenn sie durch die gesamte Länge des Kirchenschiffs räumlich voneinander getrennt waren. Möglich wurde dies hauptsächlich durch das Dirigat von Jan Wolf, der mit dem Rücken zu den Instrumentalisten des kleinen Chores auf der Empore die Schlagbewegungen von Gunther Schaich unten genau nachahmte. Auch wenn diese ihren Dirigenten auf diese Art nur von hinten sehen konnten, übernahmen sie doch gut das Tempo.
Johanneskirchen-Pfarrerin Karin Ott freute sich in ihrer Begrüßung über den „besonderen Glanz für das Festjahr“, den diese große Bläserbesetzung in ihr Gotteshaus brachte. Im weiteren Verlauf kam der Gottesdienst vollständig ohne Orgel aus. Die Vorspielsätze sowie die Sätze für die Gemeindebegleitung waren stilistisch sehr abwechslungsreich ausgewählt. Traditionelle Bläserchorsätze wie zu „Der Tag bricht an und zeiget sich“ wechselten mit Felix Mendelssohn-Bartholdys „Heilig“ und vielen modernen Sätzen ab. Da konnte man bei „Liebe ist nicht nur ein Wort“ durchaus einen jazzigen „walking bass“ in den tiefen Stimmen hören. Und auch das Vorspiel kam trotz seinem dem Barock entlehnten Titel zeitgemäß fetzig daher. Durch die Unterteilung in ein großes und ein kleines Bläserensemble wurde auch eine dynamische Differenzierung bei den einzelnen Liedstrophen möglich – so als ob man auf einer Orgel kräftigere oder zartere Register auswählt.
Im Jubiläumsjahr der Johannesgemeinde werden die Predigten an einigen Gottesdiensten in den Sommer- und Herbstmonaten nicht von den jetzigen Gemeindepfarrern Ulrich Theophil und Karin Ott gehalten, sondern von ehemaligen Seelsorgern der Kirche. Als erste war dabei Sabine Kluger an der Reihe. Für ihre Predigt stellte sie Johannes den Täufer und seine Lebensgeschichte in den Mittelpunkt. Schon seine Namensgebung sei ungewöhnlich gewesen, denn anders als zur Zeit des Neuen Testaments üblich, habe er von seinen Eltern einen Namen bekommen, der vorher nicht in der Familie vorkam. Die Theologin stellte die Person des erwachsenen Johannes, der nach heutigen Maßstäben mit seiner Bekleidung und seinen Essgewohnheiten als Aussteiger gelten würde, in den historischen Zusammenhang der Wüstenerfahrungen des Volkes aus Israel. Jesus sei später ein Stück Lebensweg mit Johannes gegangen, habe sich dann aber von der Täuferbewegung getrennt. Johannes wurde später tragisches Opfer eines politischen Ränkespiels. Erfahrungen von Wüste sind auch heutigen Zivilisationsmenschen vertraut, so Sabine Kluger. Doch für Christen führe der Weg aus der Wüste in die Erfahrung des Lichts der Gemeinschaft. Das Segenslied „Selig seid ihr“ nahm die Thematik des einfachen Lebens noch einmal auf. Dabei hatten die Instrumente Pause, statt dessen sangen die Bläser mehrstimmige Chorsätze.
Der Himmel meinte es auch nach dem Gottesdienst gut mit den Musikern und den Gemeindebesuchern. Bei strahlendem Sonnenschein boten die Bläser unter Leitung von Gunther Schaich eine bunte Mischung aus alten und neuen Stücken. Beim abschließenden „Gloria“ stimmten die Glocken der Johanneskirche mit in den Lobgesang ein.
Am Nachmittag war Gelegenheit zum Beisammensein auf dem CVJM-Platz, das mit einem bunten Potpourri von Stücken seinen stimmungsvollen Abschluss fand.
Die Online-Publikation dieses Artikels erfolgt
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