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Ich kann mir keinen schöneren Beruf vorstellen
Veröffentlicht am 12.02.2007
in Kornwestheimer Zeitung
Veröffentlicht am 12.02.2007
'Ich kann mir keinen schöneren Beruf vorstellen'
Der Vikar Markus Frank verlässt Kornwestheim und wird Pfarrer in NürtingenKornwestheim. Zweieinhalb Jahre lang hat er in Kornwestheim gelernt und gewirkt, jetzt bricht er zu neuen Ufern auf: Markus Frank, Vikar der evangelischen Kirchengemeinde, wird Pfarrer in Nürtingen. 'Ich freue mich darauf, Verantwortung zu übernehmen', sagt er.
Von Susanne Mathes
'Die Zeit ist dahingerast', findet Markus Frank. Im September 2004 war er direkt vom Theologiestudium in Tübingen als Vikar nach Kornwestheim gekommen. 'Das war ein Glücksfall', sagt er. 'Für mich als Azubi im Pfarrberuf war es eine große Chance, hier so viele Kollegen zu erleben und zu sehen, wer etwas wie macht.' Wenngleich Thomas-Pfarrer Karlheinz Hering sein Ausbildungspfarrer war, gab es doch auch viele Berührungspunkte mit den Pfarrern der anderen Teilgemeinden. 'Überhaupt', betont der 29-Jährige, 'habe ich mich stark gesamtgemeindlich gesehen - und bin dankbar, an einem Ort gelandet zu sein, wo die Vereinnahmungstendenzen nicht so extrem waren, so dass ich auch eigenen Gestaltungsspielraum hatte.' Franks Schwerpunkt war die Jugendarbeit: Er initiierte einen Teen-Treff, einen theologischen Gesprächskreis und machte sich in der Nach-Konfirmanden-Arbeit stark.
Die kirchliche Jugendarbeit war es auch gewesen, die dem jungen Mann aus Holzmaden am Fuß der Schwäbischen Alb den Pfad zum Seelsorger-Beruf gewiesen hatte. 'Ich komme aus keinem besonders religiösen Elternhaus', erzählt er. Doch Kinderkirche, Jungschar und offene Jugendarbeit sorgten für starke Impulse. 'Trotzdem war es ein langer Entscheidungsprozess. Ich hatte eigentlich erst daran gedacht, eine Ausbildung zu machen.' Schließlich führten ihn 'ein gewisser bohrender Geist' und das Bedürfnis, 'die ganz grundsätzlichen Fragen anzugehen', doch zum Theologiestudium, für das er allerdings erst einmal Latein, Hebräisch und Griechisch nachlernen musste. Auf der Universität widmete er sich vorrangig der Systematischen Theologie und absolvierte außerdem eine psychologische Zusatzausbildung.
Die zweieinhalb Jahre Praxiserfahrung in Kornwestheim haben Frank bestärkt in seiner Gewissheit, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. 'Es ist mir noch nichts Attraktiveres begegnet als die Menschlichkeit des christlichen Glaubens.' Die Inhalte dieses Glaubens wolle er in den Alltag des Lebens transportieren, 'denn die Fragen nach dem Sinn sind bei den Menschen ja da. Mir ist kaum jemand begegnet, der sich nicht in irgendeiner Art Gedanken über den Sinn des Lebens macht.' Ihm ist es wichtig, dass die Menschen in der Kirche 'zumindest die Möglichkeit einer Antwort finden'.
Ob den Einzelnen nun die Suche nach Gott, nach Erfüllung, nach Gemeinschaft oder nach Angenommensein mit der Kirche verbinde, sei zweitrangig: 'Allein durch die Tatsache, dass man Suchender ist, ist man in der Kirche richtig. Man braucht keine innere Eintrittskarte. Nur eine gewisse Initiative.' Zentraler Gesichtspunkt für seine Arbeit ist ihm dabei, 'ein Klima des Ernstgenommenseins zu schaffen', wie Frank betont. 'Einander in allen Gruppen und Kreisen wertschätzen, auch in der Unterschiedlichkeit jedes Einzelnen: Wo das zur Haltung wird, gewinnt die Kirche an Attraktivität.' Zu einem aufrichtigen Miteinander gehöre aber auch Klarheit und der Wille, Konflikte dort zu klären, wo sie aufträten, anstatt sie mit einem 'Wir-haben-uns-alle-lieb-Zuckerguss' zu überdecken. 'Da kann das Harmoniestreben der Kirche auch etwas Lähmendes haben', findet der scheidende Vikar.
Strukturen überdenken, neue Wege wagen - darum wird die Kirche nach Markus Franks Ansicht nicht herumkommen, um wieder stärkeren Kontakt zu den Menschen zu bekommen und ihre Relevanz kontinuierlich unter Beweis zu stellen. 'Warum zum Beispiel nur ältere Leute zum Geburtstag besuchen und nicht auch junge - wenn sie 18 werden oder 30?', überlegt er. 'Und warum nicht über andere Gottesdienstformen nachdenken?' Eine stärkere Besinnung aufs Wesentliche stehe für die Kirche wohl schon allein wegen der sinkenden Mitgliederzahlen an. 'Aber darin kann man ja auch eine Chance sehen', findet Markus Frank. 'Lieber weniger Angebote, dafür aber so gute, dass sich die Menschen dabei wohl und ernst genommen fühlen.'
Seinen Teil dazu beitragen kann er nun in verantwortlicher Position in Nürtingen. Dort wird er im März Pfarrer zur Anstellung - also erst einmal für drei Jahre. Frank freut sich auf die Herausforderung: 'Ich wollte Verantwortung übernehmen, und ich wollte ins Gemeindepfarramt.' Die ersten Termine sind schon fix, auch die erste Taufe ist bereits terminiert, und wenn seine Frau, die in Korntal Deutsch und Religion unterrichtet, im Mai nachkommt, dürfte der Start perfekt sein. Für Markus Frank steht jedenfalls fest: 'Ich kann mir keinen schöneren Beruf vorstellen.'
Die Online-Publikation dieses Artikels erfolgt
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