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Gutes vorleben und Gemeinschaft schaffen
Veröffentlicht am 22.06.2007
in Kornwestheimer Zeitung
Veröffentlicht am 22.06.2007
Gutes vorleben und Gemeinschaft schaffen
Die Sozialdiakonischen Gruppen im Unteren Klingelbrunnen werden 25 Jahre alt - Am Sonntag wird das Jubiläum beim Gemeindefest gefeiertKornwestheim. Randgruppen integrieren und Kindern aus schwierigen Familien zeigen, dass es auch etwas anderes gibt - das ist einst Initialzünder für die Gründung der Sozialdiakonischen Gruppen im Klingelbrunnen gewesen. Jetzt feiert die Einrichtung ihr 25-jähriges Bestehen. Von Susanne Mathes
'In der Aldinger Straße gab es damals schon eine städtische Sozialarbeit, und wir wollten in kirchlicher Trägerschaft etwas Ähnliches aufmachen', erinnert sich Ursula Eberwein, die 1982 zusammen mit engagierten Helfern die Stadtteilarbeit unter evangelischer Regie aus der Taufe hob - ein Projekt, das selbst in den eigenen Reihen nicht unumstritten war. Dennoch wurde die Diakonin dafür abgestellt und das notwendige Geld lockergemacht.
'Pfarrer Steck hat dafür tief in die Kasse gegriffen', sagt Kirchenpflegerin Renate Schwaderer, die in den Anfängen selbst eine Jugendgruppe in der Einrichtung leitete.
Diese nahm ihren Betrieb zunächst in einer von der Stadt kostenlos zur Verfügung gestellten kleinen Wohnung im Unteren Klingelbrunnen auf, später zog sie in eine ehemalige Wirtschaft um. In den einfachen Sozialwohnungen des Wohngebietes lebten damals viele Familien mit vier, fünf oder sechs Kindern auf engstem Raum. 'Kindererziehung ist unter solchen Bedingungen fast nicht möglich', sagt Ursula Eberwein, die heute für die Ludwigsburger Karlshöhe arbeitet. Damals schmiss sie den Laden zusammen mit der Sozialpädagogik-Studentin Susanne Bührer - heute Bührer-Gritz - und dem Zivildienstleistenden Bernd Lösch. Tatkräftiger Helfer war auch Vikar Wilhelm Kauder, der sich solcher Beliebtheit erfreute, dass sich eine Familie aus der eher kirchenfernen Klientel sogar entschloss, ihre sieben Kinder auf einen Schlag von ihm taufen zu lassen. 'Wir haben die Gruppenarbeit aber nicht zum Missionieren aufgemacht', erzählt Ursula Eberwein. Ein Angebot schaffen und Gutes vorleben - das sei die Intention gewesen.
Im Vordergrund stand bei der Sozialdiakonischen Gruppenarbeit zunächst die Hausaufgabenhilfe für die Kinder aus dem Wohngebiet. Zu Hause gab es für diese Mädchen und Jungen oft keine vernünftige Lernatmosphäre. Aber auch Basteln, Spielen, Gruppennachmittage und gemeinsame Imbisse wurden angeboten, denn nicht alle Kinder hatten das Glück, daheim regelmäßige Mahlzeiten zu bekommen. Auf dem CVJM-Spielplatz zusammen Würstchen zu grillen, das war für die Kinder schon ein Erlebnis. Ebenso wie die Weihnachtsfeiern, bei denen die Mitarbeiter winzige Päckchen für die Kinder an den Baum hängten: Wie die Mädchen und Jungen sich über diese Kleinigkeiten gefreut haben, daran denken die Frauen der ersten Stunde gerne zurück. Zumal es oft schwierig war, den Eltern die Erlaubnis für die Teilnahme an solchen Feiern abzuringen. 'Die Macht der Familie habe ich oft als schlimm erlebt', sagt denn auch Ursula Eberwein. 'Anfangs war ich sehr optimistisch, aber dann musste ich erkennen, dass es nicht leicht ist, aus dem Milieu herauszukommen.' Umso schöner sei es, wenn Einzelne es doch schafften. 'Wichtig ist es jedenfalls, dass die Kinder ein Gegengewicht zu ihrem Alltag bekommen und Schönes und Ermutigendes erleben.'
Das tun Kinder, aber auch Erwachsene, bei den Sozialdiakonischen Gruppen immer noch. Heutzutage sind es zum großen Teil ausländische Familien, die von Hausaufgabenbetreuung, Sprachkursen und Gruppenangeboten im Klingelbrunnen profitieren. Inzwischen steht auch die Sozialarbeit in der Aldinger Straße unter kirchlicher Führung; die Stadt zahlt ein knappes Drittel der Gesamtkosten von rund 70 000 Euro im Jahr. Das Gute vorleben, Integration ermöglichen und Gemeinschaft schaffen: Diese Ziele sind heute bei den Sozialdiakonischen Gruppen noch genauso aktuell wie vor 25 Jahren.
INFO:
Der runde Geburtstag der Sozialdiakonischen Gruppen wurde am Sonntag, 24. Juni, um 14 Uhr beim Gemeindefest rund um die evangelische Martinskirche gefeiert.
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