Das Pressearchiv unserer Gemeinde
Grüner Gockel soll bald krähen
Veröffentlicht am 02.09.2004
in Kornwestheimer Zeitung
Kirche strebt Umweltzertifikat an: Infoabend am 9. September
Kornwestheim
Eine Kirche wünschen sich die Gemeindemitglieder - besonders in Herbst und Winter - angenehm warm. Der Raum, in dem sich die Krabbelgruppe trifft und Konfirmanden Unterricht haben, sollte schön hell sein. Und in den Büros müssen Computer, Kopierer und Faxgerät immer einsatzbereit sein. Das kostet eine Menge Energie und Geld. Doch auch eine Kirchengemeinde sollte - genau wie ein Unternehmen - wirtschaftlich handeln und sparsam mit Ressourcen umgehen. Betreibt sie das konsequent, kann sie ihr Engagement mit dem Zertifikat 'Grüner Gockel“ auszeichnen lassen. Das streben jetzt auch die Kornwestheimer Kirchengemeinden an.
VON GABY MAYER-GRUM
Das Thema ist eigentlich nicht neu. 'Wir sind schon immer am Umweltschutz dran“, sagt der Kornwestheimer Pfarrer Dieter Haug. Doch um das Umweltzertifikat, den 'Grünen Gockel“ zu erwerben, muss eine Gemeinde systematisch und vor allem nachweislich auf Umweltschutz achten. Grundlage für den 'Grünen Gockel“ ist die Umweltaudit-Verordnung EMAS (Eco-Management und Audit Scheme) der Europäischen Union aus dem Jahr 2001.
Mit dem ersten 'Grünen Gockel“ durfte sich eine Gemeinde ein Jahr später schmückten. 2002 war es auch, als die Landessynode beschloss, den als Pilotprojekt gestarteten 'Grünen Gockel“ flächendeckend einzuführen und den Gemeinden empfahl, sich um das Zertifikat zu bemühen.
Mittlerweile haben es etwa 60 von 1500 Kirchengemeinden in der Württembergischen Landeskirche erworben. Aus dem Kirchenbezirk Ludwigsburg ist bislang keine Gemeinde dabei, doch die Kornwestheimer Gesamtkirchengemeinde liebäugelt jetzt mit dem 'Grünen Gockel“. Bis der tatsächlich von den Kirchtürmen kräht, wird aber noch einige Zeit vergehen. Denn bevor das Projekt in Angriff genommen werden kann, braucht es eine Schar engagierter Gemeindemitglieder. Diese sollen ehrenamtlich im so genannten Umweltteam, begleitet von zwei geschulten Umweltauditoren, ganz allgemeine Leitlinien der Kornwestheimer Gemeinde in punkto Umweltschutz erarbeiten - vorausgesetzt, der Kirchengemeinderat gibt seine Zustimmung zum Projekt.
Dann soll eine Bestandsaufnahme genaue Auskunft geben über die derzeitige Situation in der Gemeinde. Das heißt: Das Umweltteam muss unter anderem herausfinden, wie es um die Gebäude der Gemeinde bestellt ist.
Sind die Fenster dicht? Wie wird geheizt? Und welche Geräte verbrauchen wie viel Strom? Auch die Einkaufslisten der Gemeinde müssen unter die Lupe genommen werden. Wichtig dabei: Welche Putzmittel werden verwendet, wo werden Lebensmittel gekauft und welche? Und wie sieht es in den Gemeindehäusern und Pfarrbüros eigentlich mit der Mülltrennung aus? Die Ergebnisse dieser Bestandsaufnahmen dienen als Grundlage für die Formulierung der konkreten Vorhaben einer Gemeinde. Wie viel Strom soll eingespart werden und in welcher Zeit? Um wie viel sollen die Heizkosten gesenkt werden und braucht ein Gemeindehaus neue, dichtere Fenster? Und werden künftig nur noch heimische Produkte oder Waren aus dem Eine-Welt-Laden gekauft?
Ganz systematisch sollen diese Ziele dann umgesetzt und auf dem Weg dorthin immer wieder überprüft werden. Hat eine Gemeinde ihr Soll, das sich nach den EU-Verordnungen richten muss, schließlich erreicht, überprüft ein unabhängiger Gutachter das Geleistete - und verleiht im besten Fall den 'Grünen Gockel“.
'Was furchtbar kompliziert klingt, ist eigentlich ganz simpel“, versichert Wilfried Kunz. Der Kornwestheimer ist einer von vier Umweltauditoren im Kirchenbezirk Ludwigsburg. Er hat bereits andere Gemeinden auf dem Weg zum 'Grünen Gockel“ begleitet, und auch in Kornwestheim will er gemeinsam mit Pfarrer Dieter Haug das Projekt vorantreiben. 'Wir wollen die Leute motivieren und ins Boot holen“, sagt Kunz.
Dabei ist den beiden besonders wichtig, dass nicht nur Umweltschutz betrieben und gesteckte Ziele erreicht werden, sondern dass sich langfristig etwas im Bewusstsein der Gemeindemitglieder ändere. 'Es geht uns auch um die Außenwirkung“, sagt Wilfried Kunz. Nutzer der kirchlichen Einrichtungen und Mitarbeiter sollten nicht nur Vorgaben umsetzen, sondern ein neues Verantwortungsbewusstsein mit nach Hause nehmen. 'Sie sollen sagen: „Das geht uns auch was an“.
Info: Am Donnerstag, 9. September, 19 Uhr, können sich Interessierte im Johannesgemeindehaus, Weimarerstraße 33, über den 'Grünen Gockel“ informieren. Umweltauditoren und Mitglieder von Gemeinden, die bereits Erfahrungen mit dem Zertifikat gemacht haben, werden an diesem Abend berichten. Wer Fragen hat oder im Umweltteam mitarbeiten will, kann sich auch an Pfarrer Dieter Haug, Telefon 1 62 42, wenden.
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