Das Pressearchiv unserer Gemeinde
Für Menschen in Trauer und Freude da sein
Veröffentlicht am 13.03.2007
in Ludwigsburger Kreiszeitung
Veröffentlicht am 13.03.2007
Für Menschen in Trauer und Freude da sein
Fraukelind Braun neue Pfarrerin der Johannesgemeinde - Schwerpunkte: Seelsorge und christlich-jüdischer DialogUnter dem Motto der Jahreslosung 'Siehe, ich will ein Neues schaffen' stand die Einsetzung der neuen Pfarrerin in der Johannesgemeinde, Fraukelind Braun. Besser hätte das Thema kaum gewählt werden können: Die 41-Jährige will Neues schaffen - jedoch ohne die Tradition zu vergessen.
Von Patricia Rapp
Freut sich auf die Arbeit in der Johanneskirche: Fraukelind Braun. Bild: Michael Fuchs
Neben den Gottesdiensten ist es vor allem die Seelsorge, die Fraukelind Braun als Pfarrerin wichtig ist. Da zu sein, wenn Menschen sich freuen, wenn sie Hilfe oder Trost brauchen, aber auch, wenn sie am Glauben zweifeln, von vielen Fragen geplagt sind.
Offene Fragen waren für die Pfarrerstochter auch der Grund, überhaupt Theologie zu studieren. 'Ich bin nicht mit Gewissheit ins Studium gestartet, sondern mit vielen Fragen.' Danach, welche Rolle die Kirche im Nationalsozialismus spielte, wie so etwas passieren konnte, aber auch die Frage nach der Allmacht - oder besser gesagt der Ohnmächtigkeit und Verletzlichkeit Gottes.
In Berlin, Heidelberg und Tübingen studierte die gebürtige Schwarzwälderin, aber 'die Fragen sind nicht beseitigt worden, sondern es kommen täglich neue Fragen hinzu'. Aber genau das halte den Glauben auch lebendig.
Da ist etwa noch immer die ständige Frage nach dem Tod. 'Auch ich finde da keine vorschnelle Antwort.' Viel mehr als Antworten zu finden, gehe es darum, da zu sein, wenn Menschen einen Angehörigen verloren haben: Zuhören, die Trauer und den Schmerz teilen. Schwierig sei dabei nur der teils abrupte Wechsel zwischen der Freude am Leben und der Trauer. 'Morgens hat man ein Taufgespräch und mittags ein Trauergespräch. Aber beides gehört auch zum Leben dazu, deshalb darf Tod auch kein Tabuthema sein.'
Weitere Schwerpunkte ihrer Arbeit werden neben der Seelsorge die Asylarbeit, die Partnerschaftsarbeit, Mission und Ökumene sein. Ein Thema, das die 41-Jährige besonders fasziniert, ist der jüdisch-christliche Dialog. War sie doch vor ihrem Vikariat in Schwäbisch Hall selbst zwei Jahre in Tel Aviv. 'Die christliche Religion hat viel zu lange ihre Wurzeln nicht ernst genommen und sich abgewendet. Für mich gehören die beiden Religionen aber zusammen. Jesus war Jude', betont sie. Anknüpfungspunkte suchen und das Zusammenwachsen fördern, das sind ihre Themen.
Ihr größtes Anliegen ist aber, den Kornwestheimern Gott als Schöpfer nahezubringen. Den Gott, der die Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen hat, der ihnen die Mitmenschlichkeit vermittelt hat. 'Es ist wichtig zu wissen, wo in der Gemeinde die Traurigen, die Gefangenen sind. Darauf muss man den Blick richten und sie ins Zentrum rücken.' Maßstab ist dabei für sie die Bibel. 'Ich brauche keine Qualitätssicherung in der Kirche, die Begriffe in der Bibel sind mir wichtiger.' Nicht zuletzt sieht sie es als ihre Aufgabe an, die Generationen zusammenzuführen und die Gemeindemitglieder an der Arbeit zu beteiligen. 'Man muss die Talente fördern und mehr Engagement zulassen.'
Der Halt, den die Kirche gibt, ist für sie auch der Grund,
warum sie den Kirchenaustritten nicht so viel Bedeutung zumisst. 'Es gibt immer wieder auch
Eintritte.' Und dass in den Gottesdiensten teilweise nicht ganz so viele Menschen sitzen, stört sie nicht übermäßig. 'In kleinen Kreisen ist das Miteinander
viel tiefer. Ich bin kein Freund von Massenveranstaltungen. Kirche muss im Alltag zur Seite stehen.' Genau dafür steht sie selbst.
Die Online-Publikation dieses Artikels erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Ludwigsburger Kreiszeitung
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