Andacht- und Predigt Archiv
Zwischenzeit
Veröffentlicht am Sa, 27.12.2008
Die Tage, die wir gerade erleben, sind eine besondere Zeit. Die Weihnachtstage mit ihrer festlichen Stimmung und der langen Vorbereitung liegen hinter uns. Das Jahr ist fast zu Ende, aber ein neues hat noch nicht begonnen. Es sind Tage, die „dazwischen“ liegen, zwischen Altem und Neuem, zwischen Erinnerung und Erwartung.
„Zwischen den Jahren“ nennen wir die Zeit von Weihnachten bis zum 6. Januar. Wir wissen natürlich alle, dass es das nicht gibt: Das alte Jahr endet, das neue beginnt – da passt nichts „dazwischen“. Diese Bezeichnung geht zurück auf unterschiedliche Datierungen und Festlegungen des Jahresbeginns; bis ins 17. Jahrhundert hinein gab es kein einheitliches Datum für den Beginn eines neuen Jahres. Teilweise galten sogar in benachbarten Städten verschiedene Kalender! Diese ganzen Tage waren also irgendwie dazwischen – zwischen den Jahren eben. Verträge wurden keine geschlossen in dieser Zeit, die Arbeit ruhte.
Eine Phase der Ruhe sind diese Tage auch für viele von uns heute; manches, was einen das Jahr über (an-)getrieben hat, hat jetzt keinen Einfluss auf unser Leben. Da findet sich Zeit, nachzudenken über das, was war und was kommt.
Für mich ist das (leider gestohlene!) alte Zifferblatt unserer Hohenecker Wolfgangkirche ein Symbol für diese Zeit „dazwischen“: Die Stunden sind zu sehen, die Jahr für Jahr vergangen sind; das Zifferblatt hat Patina angesetzt. Aber jetzt fehlen die Uhrzeiger, die uns das unaufhaltsame Vergehen der Zeit anzeigen; die Zeit ist zum Stillstand gekommen – Zwischenzeit, zwischen den Jahren. Mit dem Psalmbeter (Psalm 31, 16) will ich darauf vertrauen und so das neue Jahr beginnen: alle unsere Zeit – die bewegte und die ruhige, die vergangene und die kommende, die schwere und die leichte – bleibt Zeit in Gottes Hand.
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