Andacht- und Predigt Archiv
Zum Sonntag/Weihnachten: Wunschzettel
Veröffentlicht am Fr, 24.12.2021
von Oliver Merkelbach
Dekan / Kath. Kirche, Sonstige Dienste
Es ist wieder soweit: Am Heiligabend werden Wünsche erfüllt. Trotz weitweiter Lieferprobleme und 2-G-Regel beim Shoppen in den Innenstädten wird es auch in diesem Jahr wieder gelungen sein, die Wunschzettel unserer Liebsten Wirklichkeit werden zu lassen – und vielleicht auch so manchen eigenen Wunsch. Der Priester und Poet Andreas Knapp hat in seinem Gedicht „Wunschzettel“ dies wie folgt ins Wort gefasst: „In tausend Wünschen / endlose Jagd / nach Hülle und Fülle / sein wie Gott.“
Ein Stück weit wie Gott sein. Wenigstens einmal im Jahr. Und der von der Pandemie gebeutelten Wirtschaft damit auch noch etwas Gutes tun. Sein wie Gott! „Der aber/ hegt nur / einen Wunsch / den menschlichen Menschen“, so setzt Andreas Knapp sein Gedicht fort. Hier tausend Wünsche, dort nur der eine: der Wunsch nach dem menschlichen Menschen. Nicht Streit, Krieg, Zwietracht und Neid, sondern Verständnis, Zuneigung, Rücksichtnahme und Toleranz. Menschlichkeit eben, wenigstens an Weihnachten.
Und tatsächlich: „Einmal hat er sich selbst / diesen Wunsch erfüllt / und wartet seitdem / auf Nachahmung“. An Weihnachten hat Gott sich selbst diesen einen Wunsch erfüllt und ist ein menschlicher Mensch geworden: ein kleines hilfloses Kind in der Krippe des Stalls zu Betlehem. Jener, der sich alles hätte erfüllen können, wagt den Sprung in die bittere Armut und das Ausgeliefertsein an die Mächte dieser Welt. Nur, um diesen einen Spiegel vorzuhalten und sie zur Umkehr, zur Nachahmung zu bewegen. „Mach´s wie Gott, werde Mensch!“
Am Ende des zweiten Corona-Jahres mit all seinen Herausforderungen und Entbehrungen wünsche ich Ihnen von Herzen Gesundheit, Zeit zum Durchatmen, liebe Menschen an Ihrer Seite und eine ordentliche Portion Zuversicht. Mögen diese Wünsche sich erfüllen in Ihrem Wirken für den einen Wunsch Gottes: den menschlichen Menschen. Ist das nicht großartig?
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