Andacht- und Predigt Archiv
Zum Sonntag: Mensch, sei wie ein Baum
Veröffentlicht am Sa, 16.07.2022
von Georg - Pfr. i. R. Schützler
„Gesegnet der Mensch, der Gott vertraut. Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und zum Bach seine Wurzeln ausstreckt. Er wird wachsen wie immergrüne Palmen und wird groß und stark wie die Zeder auf dem Libanon.“
Bildreich wird mit diesen alten Worten vermittelt, wo der Mensch die Stärke finden kann, um gewappnet gegen all die Bedrohungen und Gefährdungen des Lebens zu sein. Eine therapeutische Metapher, zur Hilfe derer, die zu Fall gekommen sind, die sich nicht mehr aufrecht auf ihren Beinen halten können.
Handelt es sich bei diesem und ähnlichen Texten nur um alte orientalische Poesie, oder sammeln sich in solchen Texten Erfahrungen von Menschen, die es zu allen Zeiten gegeben hat? Die Erfahrung, dass man sich auf geheimnisvolle Weise getragen, geborgen und gestärkt fühlt. Ähnlich wie im Lied von Dietrich Bonhoeffer ausgedrückt: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ Geschrieben in einer Zeit, als ein Orkan über sein Leben fegte, 1944 in Gestapohaft, während der er mit seiner Hinrichtung rechnen musste.
Die Schreiber der alten religiösen Texte wussten von all den Gefahren und Bedrohungen des menschlichen Lebens. Hautnah haben sie erfahren, was einen Menschen umhauen, niederschlagen, ihm alle Kräfte rauben kann. Umso mehr waren ihre Seelen herausgefordert, all das wahrzunehmen, was das Leben stärkt, stabilisiert und aufrechthält. All das und mehr fanden und summierten die „Alten“ in dem numinosen Geheimnis, das den Namen Gott trägt. Gott verstanden als Urgrund, wohinein sich die Wurzeln des Lebens zu graben haben, um für den Sturm des Lebens gerüstet zu sein.
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