Andacht- und Predigt Archiv
Zum Sonntag: In einem neuen Licht
Veröffentlicht am Sa, 21.04.2012
Im Jahr 1975 bekam die Oßweiler Januariuskirche ihre bunten Glasfenster, die von dem Stuttgarter Kunstmaler Wolf-Dieter Kohler gestaltet wurden. Das südöstliche Chorfenster zeigt in der Mitte Christus als den Auferstandenen, der über den Tod triumphiert. Die Erde ist der Schemel seiner Füße, auch als der Auferstandene bleibt er untrennbar mit ihr verbunden. Als wollte seine Haltung seine letzten Worte verdeutlichen: „Siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Die Arme sind noch ausgebreitet, wie am Kreuz, aber im Licht der Auferstehung ist aus der Geste des Leidens eine Geste des Segnens geworden.
Und doch bleibt Christus vom Leiden gezeichnet. An Händen und Füßen sind die Wundmale zu sehen. Der Auferstandene hat die Erfahrungen von Leiden und Schmerzen nicht abgelegt. Aber sie sind verwandelt. Was zum Tod führen sollte, ist im Rückblick zum Segen geworden.
In den Lebensgeschichten der meisten Menschen finden sich Zeiten, die von Schmerz, Leid oder Not geprägt sind, oft bis an die Grenzen des Erträglichen. Da tut sich die Hoffnung schwer und wir sehen keinen Sinn darin. Und doch können viele im Rückblick sagen: Das Leid möchte ich nicht nochmal ertragen müssen, aber die Erfahrungen, die ich mit mir und mit anderen in dieser Zeit gemacht habe, möchte ich nicht missen, sie haben mich reifen lassen, haben mich offener, verständnisvoller, einfühlsamer gemacht. Manche Herausforderung konnte erst durch diese Erfahrungen bestehen. Sie sind für mich und für andere im Rückblick zum Segen geworden. Wie gut, wenn uns auf schweren Wegen jeder Strahl der aufgehenden Sonne an die Gegenwart des Auferstandenen und an diese Verwandlung erinnern kann.
Freimut Bott, Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde Ludwigsburg-Oßweil
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