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Zum Sonntag: Gott gärtnert gerne
Veröffentlicht am Sa, 07.05.2022
von Steffen Laupp
Ist es nicht erstaunlich: Noch bevor sich Gott uns als Hirte vorstellt, erweist er sich als Gärtner?! Zuallererst legt er den Garten Eden an – für den Menschen (1. Mose 2,4-17). Während in alten Religionen Mesopotamiens der Mensch als Knecht und Diener der Götter sein Leben empfängt, eröffnet ihm der biblische Gott einen Garten, der wahrhaft Menschlichem Raum gibt. Das Leben ohne Garten ist der Bibel nach hingegen ein vertriebenes, entfremdetes Leben – „arbeiten im Schweiße des Angesichts“: Leben krümmt sich zurück und befindet sich seltsam auf der Flucht. „Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage, denn er fordert das, was in unserer Gesellschaft am kostbarsten geworden ist: Zeit, Zuwendung und Raum.“ (Dieter Kienast) Wenn der Garten zum Luxus geworden ist, welche Zukunft hat dann der Mensch als Mensch?
Die Evangelisten erzählen dann, dass sich Jesus seinen abgrundtiefen menschlichen Ängsten vor dem eigenen Ende in einem Garten stellt – wieder ein Prozess der Menschwerdung: Im Garten erwächst auch Raum, die schmerzvollen Seiten des Lebens nicht zu verdrängen, sondern mit sich zu klären.
Ein verheißungsvoller Boden, denn weiter zeigen sich selbst die Kräfte der neuen Welt Gottes in einem Garten. Der von Gott auferweckte Jesus sieht dem Gärtner zum Verwechseln ähnlich: Maria von Magdala spricht am Ostermorgen mit dem Auferstanden und „meint, es wäre der Gärtner“! (Johannes 20,15)
Im Garten ging das Paradies einst verloren, wird es – biblisch besehen – nicht auch in einem Garten wiedergefunden? Schon die alten Chinesen wussten: „Das Leben beginnt an dem Tag, an dem man einen Garten anlegt.“ Vielleicht auch, indem man seine eigenen Gartenorte und darin den „Lebensgärtner Christus“ findet?
Steffen Kaupp, Projekt-Pfarrer auf der Karlshöhe für Neue Aufbrüche zwischen Kirche und Diakonie in Ludwigsburg
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