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Zum Sonntag: Geh-Weg
Veröffentlicht am Sa, 30.10.2021
von Sabine Horn
Neulich sah ich ein Schild das so schmal war, dass „Gehweg“ getrennt aufgedruckt war, nämlich „Geh-Weg“. Der Bindestrich war weggekratzt oder verwittert, jedenfalls las ich „geh weg“. ‚Geh weg‘, also ‚gehe fort‘ - ein ganz anderer Sinn, wie ‚Gehweg‘, ein Weg auf dem ich gut gehen, vorankommen kann. Ein Weg, der mir als Fußgängerin vorbehalten ist, wo ich nicht Gefahr laufe über den Haufen gefahren zu werden.
Und wie ist das so mit den Lebenswegen? Können wir auf ihnen auch gut gehen? Da braucht es manchmal auch ein weggehen, zurücklassen, Neuanfang, ja, sich auch von Menschen, Dingen, Gewohnheiten und Lebensplänen und –visionen zu trennen. Eine bewusste Entscheidung wie der Weg weitergehen soll.
Doch wir kennen auch die Situationen, wo wir nicht gefragt werden, wo Andere entscheiden und wir sind mit betroffen, oder wo die Gesundheit, das Alter entscheidet, nicht mehr alle Wege gehen zu können, da die Kraft dafür nachlässt. Bis hin zum Sterben, wo deutlich wird, dass die Wegstrecke nur noch kurz ist und wo dann der endgültige Abschied von mir wichtigen und geliebten Menschen ansteht. Oder eben ich als Hinterbliebene zurück bleibe. Wir sagen dann ja auch, der Mensch ist „von uns gegangen“ und meinen, er/sie ist gestorben.
Möge es ein guter Geh-Weg sein, dieser (letzte) Lebens-Weg. Mögen wir darauf vertrauen, dass wir ihn nicht alleine gehen - auch wenn unsere Angehörigen zurück bleiben müssen, jedoch Einer ist da, der uns zusagt (Psalm 91,11+12): „Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“ Mögen Sie so getragen und behütet in die kommenden Tage, in den Monat November gehen können.
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