Andacht- und Predigt Archiv
Zum Sonntag: Die Burg am Strand
Veröffentlicht am Sa, 12.03.2022
von Horst Buchholz
Personalleiter, Ev. Kirchenpflege Ludwigsburg
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Ich am Strand, im Sonnenschein, umgeben von vielen Sonnenanbetern. Einige Meter von mir entfernt baut ein kleiner Junge schon seit mehr als einer Stunde fröhlich und gleichzeitig konzentriert an einer Sandburg. Immer wieder verlässt er sie und sucht Muscheln und holt Wasser, um dem losen Sand eine Struktur zu geben, die fest, massiv und wohlgeformt ist. Selbst Vorhöfe, Fenster, Türen, Zinnen und Schießscharten gibt es. Eine ganze Weile beobachte ich ihn schon, mit wieviel Mühe und Sorgfalt er liebevoll und zufrieden an seinem Werk arbeitet.
Der kleine Junge ist gerade mit seinem Eimer zum Wasser unterwegs, als ein größerer, etwas älterer Junge kommt und mit seinem Fußball auf die Burg des kleinen Jungen schießt. Ohne weiter darüber nachzudenken, läuft er über die Sandburg, holt seinen Ball und geht gleichgültig weiter.
Kurze Zeit später kehrt der kleine Junge mit seinem Eimer zurück. Sein Entsetzen ist übermächtig, als er seine eingetretene Burg sieht. Verzweifelt, mit Tränen in den Augen, sucht er erfolglos den Schuldigen und bricht dann schluchzend vor seiner Burg zusammen.
Wie oft waren wir in unserem Leben schon verzweifelt? Wie oft waren wir am Ende unserer Kräfte? Verstehen wir die Welt noch, wenn wir an den Krieg in der Ukraine denken?
In der heutigen Tageslosung steht:
Gott lässt sich nicht von Menschenhänden dienen, als ob er etwas nötig hätte; er ist es ja, der allen Leben und Atem und überhaupt alles gibt. Apostelgeschichte 17,25
Gott braucht uns nicht, aber wir brauchen Gott. Heute mehr denn je. Wenn alles um uns herum enger und drückender erscheint, benötigen wir Gottes Liebe und Gottes befreiende Kraft. Er kann sie uns schenken. Jeden Tag aufs Neue.
Der verzweifelte Junge kniet noch immer ungläubig, unsäglich traurig und verzweifelt bei seiner Burg, als sich ein junges Mädchen neben ihn hinkniet.
„Darf ich dir helfen?“, fragt sie ihn. Der kleine Junge zuckt zunächst mit den Achseln, lächelt sie aber nach einer Weile schüchtern und dankbar an. Beide beginnen die zerstörte Burg wieder aufzubauen.
Gott sieht, welche Sandburgen bei Dir kaputt sind. Er kniet sich zu Dir, ist bei Dir und hilft Dir. Er baut auf, was wir selber, das Leben oder andere niedergerissen haben.
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