Andacht- und Predigt Archiv
Zum Sonntag: Christos Voskrese! – Voistinu voskres!
Veröffentlicht am Sa, 23.04.2022
von Michael Werner
Dekan, Evang. Dekanatamt Ludwigsburg
Dekan, Evang. Kirchenbezirk Ludwigsburg
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Dekan, Evang. Kirchengemeinde Ludwigsburg-Stadtkirche
Nach Ostern ist vor Ostern. An diesem Wochenende, an dem bei uns die Osterferien zuende gehen, feiern orthodoxe Gläubige Ostern. Nicht nur in der Ukraine. Aber dort auch. Mit Christos Voskrese! – Voistinu voskres! Christus ist auferstanden! - Er ist wahrhaftig auferstanden! grüßen sie sich in der Osternacht und an Ostern. Als müssten wir uns in diesem Jahr besonders vergewissern, dass es stimmt, was wir an Ostern feiern: Dass Tod und Gewalt nicht das letzte Wort behalten, weil das Leben und die Liebe Gottes stärker sind. Tatsächlich fällt uns das in diesem Jahr nicht leicht. In dieser Woche hat eine neue Offensive im Osten der Ukraine begonnen. Nach wie vor werden ukrainische Städte und Menschen darin mit Raketen beschossen. Wie viel Leben dieser Krieg bereits gekostet hat und noch kosten wird, weiß zur Stunde niemand. Wie viel Furcht, Schrecken und Unsicherheit er verbreitet, spüren wir hingegen selbst hier. Und trotzdem soll es wahr sein: Christos Voskrese! – Voistinu voskres!
Was wir als Christinnen und Christen an Ostern feiern, richtet sich immer schon gegen die Nacht und das allzu Dunkle in unserer Welt. Das Licht, das wir am Ostermorgen mit unseren Osterkerzen anzünden, ist auf dem Weg zu denen, die von dieser Nacht und ihren Folgen besonders betroffen sind. Es wirbt um unser Vertrauen, „dieses schwerste ABC“ (Hilde Domin). Und es wirbt darum, dass wir uns vom Licht der Osterbotschaft anstecken lassen. „Protestleute gegen den Tod“ ist ein schöner Name für das, was uns an Ostern ausmacht. Dieser Protest hat unterschiedliche Gesichter. Er begegnet mir in der großen und immer noch andauernden Hilfsbereitschaft so vieler Menschen. Er begegnet mir im öffentlichen Raum, wo wir auf Markt- und anderen Plätzen gemeinsam um den Frieden beten, weil wir dem Krieg und auch der eigenen Resignation nicht das letzte Wort überlassen. Jetzt am Wochenende aber begegnet er mir im Ostergruß unserer orthodoxen Geschwister. Sicher etwas trotziger als sonst. Aber gerade so richtig: Christos Voskrese! Ich erwidere ihn gern: Voistinu voskres!
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