Andacht- und Predigt Archiv
Zum Sonntag
Veröffentlicht am Sa, 07.10.2006
von Peter Förster
Pastoralreferent / Kath. Kirche, Sonstige Dienste
Es geht oft so schnell, dass Aggressionen entstehen. Vor wenigen Stunden konnte alles noch gut sein. Wir waren im Einverständnis und Einklang, ja heiteres Einvernehmen. Dann aber plötzlich ist sie da, die Aggression, die Attacke - wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Das passiert mitten in einer Sitzung, mitten im Gespräch bei Tisch, …
Man könnte das alles ja noch verstehen, wenn sich die Menschen fremd wären. Aber meistens ereignet es sich zwischen Menschen, die oft schon jahrelang zusammen gearbeitet haben. Dann wird die berühmte Mücke augenblicklich zum Elefanten, ja fast zur alles entscheidenden Lebensfrage. Jeder leidet dann: der Auslöser, der Betroffene, die Miterlebenden. Es sieht dann so aus, als ginge die ganze Welt unter, als spräche man sich gegenseitig das Vertrauen ab, als ginge das mühsam erworbene Fundament in Sekundenschnelle zu Bruch, als gäbe es kein Halten. Und dabei sind es meistens wirklich nur Kleinigkeiten, Reizworte, Nebensächlichkeiten, Unerheblichkeiten, Versäumnisse, Missverständnisse und Meinungsverschieden- heiten. Aber: Die Explosion ist da.
Das Beste wäre: gar nicht erst den Elefanten entstehen lassen. Also auf Mückenjagd gehen. Aber wer ahnt schon, wo die Mücken jucken? Man könnte ja auch erst mal nachfragen, denn wer weiß schon, aus welchem Alltag der andere kommt? Was er erlebt hat? Was ihn bedrückt? Man könnte ja auch schweigen; denn das ist immer noch Gold!
Doch das alles ist leicht gesagt. Denn jeder von uns ist darauf bedacht, die eigene Ansicht für die unerschütterliche Wahrheit zu halten, die dann zum Bekenntnis führt, einerlei, ob es sich um Geld, Gott oder irgend etwas anderes handelt. Lernen können wir von der Grundhaltung des französischen Beters: „Gott, mach mich zu einem Werkzeug des Friedens, dass ich liebe, wo man hasst, dass ich verzeihe, wo man beleidigt…“ (Gotteslob 30). Adenauer soll einmal gesagt haben: „Man muss die Menschen nehmen, wie sie sind. Es gibt keine anderen.“
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