Andacht- und Predigt Archiv
Zum Sonntag
Veröffentlicht am Fr, 02.03.2012
In letzter Zeit fielen viele Bäume – nicht nur im Schlossgarten in Stuttgart. Schnell noch, vor dem Beginn der Vegetationsperiode am 1. März, wurde allerorten abgeholzt. Sicher ist manches nötig; manches aber auch nicht. Ziemlich ohnmächtig stand ich vor einiger Zeit bei einem Spaziergang einer Frau gegenüber an jenem kleinen Weiher nahe Grünbühl und Pattonville; sie konnte nicht an sich halten konnte vor Zorn über die Abholzung von Bäumen rund um den kleinen See. Wir waren ins Gespräch gekommen, und nun schüttete sie ihre ganze Klage über mir aus. Auch ich war schockiert und traurig. Da fiel mir nicht viel zu sagen ein. Es ging mir ja wie ihr. Ich wusste nichts außer mit zu klagen. Zu machen war da nichts mehr, auch nichts Widerständiges - denn ab ist ab. Frei nach Eugen Roth: „Zu fällen einen schönen Baum, braucht´s eine halbe Stunde kaum. Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenk es, ein Jahrhundert.“ Der idyllische Weiher sieht regelrecht amputiert aus seitdem. Er verlandet auch zusehends. Früher sah ich oft einen Fischreiher am Ufer. Das ist nun auch schon lange her. Manchen erscheint es sentimental und naiv, über das Fällen von Bäumen traurig oder gar zornig zu werden. Anderen ist ein Baum wie ein Bruder oder eine Schwester -mit dem eine ganze kleine Welt sich verabschiedet, die zu jedem Baum gehört – vor allem auch die Vögel, jene musikalischen Wunderwesen. Die Trauer (und vielleicht auch der Zorn) über manch unnötige Abholzung hat für mich auch mit meinem Glauben zu tun; ist sie doch die Kehrseite des uns aufgetragenen Schöpferlobes, das der sanfte Heilige Franz von Assisi in seinem „Sonnengesang“ so ausdrückt: „Gelobt bist du Herr, durch unsere Schwester, die Mutter Erde, die gütig und stark uns trägt.“
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