Andacht- und Predigt Archiv
Zeichen der Hoffnung
Veröffentlicht am Fr, 14.05.2010
„Damit ihr Hoffnung habt.“ lautet die Losung des in diesen Tagen in München stattfindenden zweiten Ökumenischen Kirchentags. Diese Worte tun gut in einer Zeit, wo sich die Negativmeldungen überschlagen: Missbrauch in Schulen und Kirche, Ölkatastrophe im Golf von Mexiko, Griechenland- und Eurokrise, Vulkanaschenwolke....
Hoffnung ist ein kostbares Gut. Wir leben von der Hoffnung. Sie gibt uns Kraft durchzuhalten, in Niederlagen nicht zu resignieren, gegen eine schwere Krankheit zu kämpfen oder nach eine Ehekrise neu anzufangen. In jedem Menschen stecken enorme Hoffnungskräfte. Die Hoffnung, um die es in München geht, gründet aber nicht in unserer Willenskraft. Sie bezieht sich auf Jesus Christus. An Ostern hat er die Todesgrenze überwunden und an Himmelfahrt wurde er in Gottes Ewigkeit aufgenommen. Dadurch weitet sich unser Horizont. Wir blicken gleichsam hinter den Horizont, den unser Denken und Begreifen bildet. Wir schauen auf die ewige Welt, auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, in der Angst und Tod überwunden, Liebe und Friede lebendige Wirklichkeit geworden sind.
Menschen, die solche Hoffnung in sich tragen, sehen nicht nur ihrem eigenen Tod gelassener und zuversichtlicher entgegen. Die große Hoffnung setzt viele kleine Hoffnungen frei. Für mich ist es im Augenblick auch die Hoffnung, dass unsere durch Missbrauchsskandale und Verfehlungen ihrer Repräsentanten ins Zwielicht geratene Kirchen sich erneuern, ihre Selbstzufriedenheit und ihr oft auf Selbsterhalt bedachtes Denken überwinden und neue Strahlkraft gewinnen. Hoffnung, die von Jesus kommt, bagatellisiert nicht, sondern nennt Missstände und Sünde beim Namen, um sie im Vertrauen auf seine Barmherzigkeit zu überwinden. Für mich war es befreiend, als Bischöfin Käßmann öffentlich ihre Verfehlung eingestand und von ihrem Amt zurücktrat. Ich hoffe, dass sie in unserer Kirche an anderer Stelle bald wieder ihre Gaben und Fähigkeiten einbringen darf.
Und genauso habe ich die Hoffnung, dass die Krisen, die ein ungezügelter Finanzkapitalismus am laufenden Band produziert und uns immer mehr in Superreiche und Bettelarme aufspaltet, kein Schicksal sind. Wenn Gottes Reich die Gerechtigkeit aufrichtet, können und müssen wir hartnäckig daran arbeiten, dass der Gier und Maßlosigkeit im Kleinen wie im Großen an den Börsen Grenzen gesetzt werden, nicht nur durch schöne Absichtserklärungen, sondern durch wirksame Kontrollen und gerechte Steuern auf Spekulationsgewinne.
Jesus hat uns Hoffnung geschenkt. Wir sollen sie leben.
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