Andacht- und Predigt Archiv
Wunderbare Werke
Veröffentlicht am Sa, 10.01.2009
von Richard Fock
Diakon / Kath. Kirche, Sonstige Dienste
„Wie groß sind deine Werke, oh Herr! In Weisheit hast du sie alle geschaffen.“
Am Sonntag gehen viele hinaus in die Natur, suchen dort Ruhe und Erholung und versuchen hier ein wenig von dem zurückzugewinnen, was im Alltag verbraucht wird, aus der Schöpfung Gottes neue Kraft zu tanken.
Aber immer mehr wird die Natur eingegrenzt, ausgegrenzt und es ist kaum mehr bewusst, dass Gott es ist, der sie uns als Geschenk anvertraut hat. So scheint dieser Psalmvers nicht mehr zeitgemäß.
Denn der Mensch hat seinen Lebensraum inzwischen weitgehen selbst gestaltet und geformt. Mit echter Natur kommen wir kaum mehr in Berührung. Wenn mal ein bisschen Schnee fällt, dann ist es das eine Katastrophe, wenn es mal ein paar Grade unter wird, dann ist das eine Eiseskälte. Und wichtig ist, dass der Mensch zu jeder Zeit das Optimale zum Anziehen hat, um ja nicht der einen oder anderen kleinen Unbill der Natur ausgesetzt zu sein. Der Mensch hat in weiten Teilen den Kontakt zur Natur verloren und damit auch den Bezug zu ihrer Großartigkeit und Schönheit. Und so scheint das Psalmwort „Wie groß sind deine Werke, oh Herr!“ nicht mehr zeitgemäß, denn man kann im eigenen Erleben nichts mehr mit ihm verbinden.
Manchmal gibt es aber Momente, in denen die ganze Tragweite dieser Weisheit wieder zum Vorschein kommt und in aller Deutlichkeit gezeigt wird, was der Mensch eigentlich aufgibt, wenn er seinen Lebensraum nur nach eigenen Maßstäben gestaltet.
Bei einer zweiwöchigen Rucksacktour durch Lappland durften wir dies erleben: Fast keine Menschen, kein Ort, keine Straße, kein Lärm, nur eine überwältigende Natur, völlig unberührt von Menschenhand. Mit Haut und Haar eindringen in die grandiose Landschaft. Die Luft, die Wärme und Kälte, die Sonne, den Wind, die Erde unter den Füßen, das kristallklare, wunder-bar schmeckende Gletscherwasser fühlen und erleben. Und dann die große Stille, in der schon ein einziger ferner Schrei eines Vogels laut ins Ohr dringt. Mit nichts, was vom Menschen gemacht ist, lässt sich dieses Erlebnis vergleichen.Und so kann das Psalmwort „Wie groß sind deine Werke, oh Herr! In Weisheit hast du sie alle geschaffen.“ uns doch gerade in der heutigen Zeit zum Nachdenken bringen. Wie geht es wohl mit der Natur weiter angesichts der fortschreitenden Verbauung der Natur und des Klimawandels, der bereits in vollem Gang ist?„Wie wunderbar sind deine Werke, oh Herr!“. Dieses Psalmwort sollte als Leitmotiv für all unser Handeln dienen. Wir können nur hoffen, dass Gottes Werke stärker sind als alles Menschengemachte, dass die Natur letztlich die Oberhand behalten wird und so auch unsere Kin-der einmal die Chance haben, die Schöpfung Gottes zu genießen, die alle von Menschen gemachte Schönheit übersteigt. Zum Beispiel bei einem Spaziergang am Sonntag.
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