Andacht- und Predigt Archiv
Wort zum Sonntag
Veröffentlicht am Sa, 22.07.2006
von Richard Fock
Diakon / Kath. Kirche, Sonstige Dienste
Von der „Fülle des Lebens“, die Gott uns verheißen hat, spricht Christus in der Hl. Schrift. Gibt es so etwas wirklich oder sind das nur Visionen?
Seit vielen Jahren fahre ich regelmäßig mit einer Gruppe Jugendlicher eine Woche lang nach Taizé in Frankreich. Und jedesmal wiederholt sich dasselbe Phänomen:
Zu Beginn gibt es viele Klagen über die einfache Kost, die anspruchslose Unterkunft, den Mangel an jeglicher Art elektronischer Geräte und die Stille, die kaum auszuhalten sei. Das dauert etwa zwei Tage, dann wandelt sich allmählich die Stimmung und verkehrt sich ins Gegenteil. Die Jugendliche sind kaum wiederzuerkennen, scheinen plötzlich gelöst und wie befreit von einer große Last. Die Klagen werden abgelöst von einer fröhlichen Unbeschwertheit, von einem eigenartigen, kaum zu beschreibenden Glücksgefühl, das sich steigert bis zum Tag des Abschieds.
Was ist der Grund dieses Phänomens? Ich bin mir sicher: Es ist die ins Leben umgesetzte Botschaft des Begründers der Bruderschaft Frère Roger: „Leben in Einfachheit und Güte des Herzens“. Einfachheit: Alles, was uns tagtäglich vereinnahmt, ist hier ausgeschaltet. Güte des Herzens: Die erfahrene Liebe Gottes in den Bibelgesprächen und den Taizè-Gottesdiensten öffnet den Weg zu sich selbst. Man kommt ins Reine mit sich. Und dann erfährt man in Gebet und Stille eine innere Kraft, die einen so glücklich sein lässt, wie man es vorher kaum je erlebt hat.
“Fülle des Lebens”? Ja, das gibt es! Und oft frage ich mich, wie ich Gott die Chance geben könnte, mir diese Fülle in meinem Alltag zu schenken. Vielleicht doch eher so, wie es Frère Roger lebte und verkündete und wie es sich auch in seinem Grab widerspiegelt:
In der Einfachheit?
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