Andacht- und Predigt Archiv
Wo bleibe ich im Urlaub?
Veröffentlicht am Sa, 24.07.2010
von Bernhard Hellmuth, Diakon
Diakon / Kath. Kirche, Sonstige Dienste
Sommer und Hitze - Kaum jemand scheint etwas anderes zu beschäftigen. Die wichtigen Feste des Kirchenjahres sind gefeiert, die Fußball-WM ist auch zu Ende. Die meisten von uns haben Urlaub, manche haben sogar noch genug übrig, um für ein paar Wochen woanders die Zelte aufzuschlagen. Wehten noch vor wenigen Tagen die Wimpel an den Autos und tuteten die Vuvuzelas an allen Ecken und Enden, sind nun die Straßen einigermaßen still. Normalität ist eingekehrt, mehr noch: auch die Normalität beginnt langsam in den Urlaub hinüber zu gleiten. Ruhe ist angesagt, aber eine organisierte Ruhe, die vom Tourismus, dem Geldbeutel, den Hotelbetrieben und Campingplätzen bestimmt wird.
Die Stille hier ist trügerisch. An den Stränden plappert und wuselt das Leben, die Autobahnen sind voll, die Flugzeuge und Züge ebenfalls. Auch Urlaub ist wieder nur eine andere Form von Stress.
Wir lassen uns dauernd bestimmen, und das ist verrückt. Eigentlich haben wir auch gar keine Zeit mehr, um zu merken, wie sehr wir von den Vorgaben allgemeiner Gewohnheiten abhängig sind. Dabei wäre es so einfach – ich habe Ruhe verdient, also gönne ich sie mir. Ich muss keine Reise tun, um dann etwas erzählen zu können. Ich muss auch nicht fotografieren und goldbraun werden, damit man sieht, dass ich Urlaub hatte. Es ist meine Ruhezeit, und sie gehört mir. Ich gestalte sie genau so, wie ich es will. Ich bin frei, weil ich ohne diese Gewohnheiten und Zwänge etwas bin. Gott hat mich als unverwechselbares Wesen gemacht und möchte, dass ich das auch erkenne. Dafür brauche ich Zeit – Zeit zum Nachdenken und nutzlos sein, Zeit mich zurückzuziehen und wieder das zu finden, was ich im allgemeinen Betrieb fast schon verloren hatte: mich selbst.
Die wöchentlichen Andachten
evangelischer bzw. ökume-
nischer Autorinnen und Autoren (Angedacht KWZ
und Zum Sonntag, LKZ)
werden zeitnah in diesem
Archiv erfasst.