Andacht- und Predigt Archiv
„Wie? Nächste Woche ist Advent?...“
Veröffentlicht am So, 28.11.2010
von Dorothea Schlatter
Pfarrerin, Evang. Kirchengemeinde Ludwigsburg-Martinskirche
Pfarrerin, Evang. Kirchenbezirk LB - Bezirksämter
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Sind Sie schon adventlich gestimmt? Oder gehören Sie zu den Menschen, die die Dominosteine, die es schon seit September im Verkauf gibt satt haben? Und wozu ist eigentlich der ganze Lichterzauber und Aufwand gut? Wie jedes Fest hat die Weihnachtszeit eine Zeit der Vorbereitung. Sie will mich einstimmen, damit ich das Wesentliche nicht verpasse. Gott kommt zu uns Menschen. Friede sei auf Erden. In der Finsternis scheint ein Licht – Mit Bildern und formulierten Hoffnungen beschreibt die christliche Tradition den Sinn des Weihnachtsfestes. Ich möchte dem Raum geben, damit meine Seele Atem holen kann, Nahrung bekommt und stark wird für das Leben und den Glauben.
Eine Freundin sagte mir gestern: „Wie? Nächste Woche Advent? Kommt total überraschend!“ Mir selbst geht es so, dass das Elefantengrau des Novembers gerade erst bei mir angekommen ist. Ich habe den Eindruck, die Zeit rennt und meine Seele hinkt hinterher. So komme ich aus dem Takt, werde hektisch und atemlos. Doch wie finde ich trotz aller Anforderungen und selbst gesteckter Ziele in einen guten Rhythmus?
Mir hilft dabei, die Erinnerung an die Adventszeit, die ich als Kind erlebte. Ab dem 1. Advent wurden abends die entsprechenden Kerzen am Adventskranz angezündet, wir sangen Adventslieder aus dem Quempasheft, es gab Mandarinen, die wir bedächtig schälten, Nüsse und ein Gutsle. Wir Kinder machten uns gerne einen Spaß daraus, die Mandarinenschalen so zusammenzudrücken, dass es spritzte und der feine Duft sich verteilte und wenn die Schalen ausgepresst waren, kamen die Nadeln vom Adventskranz dran, die wir vorsichtig ins Feuer hielten – möglichst unbemerkt, damit wir nicht die Geschichte unterbrachen, die uns gerade vorgelesen wurde. Alle Sinne waren angesprochen.
Die Kindheit lässt sich nicht mehr zurückholen, aber ich kann mir wohltuende Elemente auch heute zu Eigen machen. Ich möchte meiner Seele Raum und Zeit geben, sich auf Advent einzustellen. So will ich öfter am Abend eine Kerze entzünden, zur Ruhe kommen und in einem besinnlichen Buch lesen. So will ich meiner Seele Gutes tun, Raum schaffen, dass Gott bei mir Mensch wohnen kann, die Hoffnung bestärken, dass Friede möglich ist, Kräfte sammeln, um mich herum ein Licht anzünden, wo Dunkelheit sich breit machen will und ein Lied erklingen lassen zum Lob Gottes. Und wie bereiten Sie sich auf Gottes Ankunft vor?
Dorothea Schlatter
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