Andacht- und Predigt Archiv
Weihnachten im Nebel
Veröffentlicht am Fr, 18.11.2011
Weihnachten im Nebel
In vielen Kirchen, die ich im Urlaube besuche, sind Bilder der Weihnachtsgeschichte zu sehen. Jetzt auf den Weihnachtsmärkten, bei Krippenspielen auch. Leute stehen davor und schauen sich die Szene an:
Der Stall mit Maria und Josef, dem Kind in der Krippe, Ochs und Esel im Hintergrund.
Von Anfang an war es eine Geschichte im öffentlichen Raum – wie es heute heißt. Was oft so heimelig aussieht, ist es gar nicht. Das Kind kommt nicht daheim, in den eigenen vier Wänden zur Welt, sondern unterwegs. Kein behütetes Zuhause erwartet es, sondern die Flucht.
Jahr für Jahr die Krippe im Stall, für viele eine vertraute Szene, für immer mehr aber auch eine Szene, deren Bedeutung verloren geht.
In einer 5. Klasse haben wir kürzlich Stichworte zum Weihnachtsfest gesammelt und dazu dann die Weihnachtsgeschichte gelesen. Das Fazit eines Schülers: Unser Weihnachten hat nicht mehr viel mit der Weihnachtsgeschichte zu tun.
Die Geschichte verschwindet hinter den Bildern und Traditionen. Das Weihnachtsfest ist immer mehr in unsere eigenen vier Wände gewandert.
Wie Weihnachten feiern?
Die Geschichte hinter den Bildern und Traditionen wieder finden. Der Weihnachtsgeschichte auch wieder den öffentlichen Raum geben, in den sie gehört, wie es im Lukasevangelium im Psalm der Maria zu finden ist:
Meine Seele preist die Größe des Herrn
und mein Geist jubelt über Gott meinen Retter.
Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.
Siehe von nun an preisen mich selig alle Generationen.
Denn der mächtig ist und heilig hat Großes an mir getan
Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten:
Er zerstreut die im Herzen voll Hochmut sind.
Er stürzt die Mächtigen vom Thron
und erhöht die Niedrigen.
Die Hungernden füllt er mit Gütern
und lässt die Reichen leer ausgehen.
“Dieses Lied der Maria ist das älteste Adventslied. Es ist zugleich das leidenschaftlichste, wildeste, ja man möchte sagen revolutionärste Adventslied, das je gesungen worden ist“, formulierte Dietrich Bonhoeffer.
Weihnachten, die Traditionen und Bräuche, in denen wir zuhause sind, Weihnachten in den eigenen vier Wänden öffnen, weil es öffentlich ist, von Anfang an und neu auf Spurensuche gehen mit dieser alten Geschichte in unserer heutigen Zeit.
Die wöchentlichen Andachten
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werden zeitnah in diesem
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