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Was hat das mit Religion zu tun?
Veröffentlicht am Fr, 01.07.2011
Veröffentlicht am 01.07.2011
Was hat das mit Religion zu tun?
Die christliche Botschaft ist voll von Zukunftsbildern, im Vater-unser etwa wird die Zukunft mit der Bitte „Dein (Gottes) Reich komme“ ersehnt, konkretisiert wird diese Hoffnung (vom kommenden Reich Gottes) in anderen Bildern etwa dem, dass Rind und Löwe einträchtig beieinander lagern, dass Frieden und Gerechtigkeit sich küssen, Bilder von einer Stadt, in der Gott nicht mehr fern ist, sondern bei den Menschen wohnt und Schwerter zu Pflugscharen umgeschmiedet werden.
In der Schule wurde ich letztens von einer Schülerin gefragt: „Was hat das denn mit Religion zu tun?“ Dies ist eine durchaus beliebte Frage, wenn man seinen MitschülerInnen zeigen will: Ich wage es, den Lehrer in Frage zu stellen. Die Frage zielt meist weniger auf eine Antwort, als vielmehr auf anerkennende Blicke der MitschülerInnen.
Die Frage hat mir auch nicht recht eingeleuchtet, weil der klassische Vorwurf an die Religionen ja doch gerade die Existenz ihre Zukunftsbilder sind: dass sie so sehr aufs Jenseits schauen und vertrösten, aufs Zukünftige am St. Nimmerleinstag und sich nicht für die Gegenwart interessieren. „Was haben diese Zukunftsbilder mit unserem Leben zu tun?“, diese Frage hätte mir mehr eingeleuchtet - aber man kann anderen ja nicht vorschreiben, was sie fragen sollen.
„Was hat das mit Religion zu tun?“, bekommen auch PfarrerInnen in ostdeutschen Landeskirchen regelmäßig zu hören, sie berichten, dass kaum noch zehn Prozent der Bevölkerung Mitglieder in einer der christlichen Kirchen sind, geschweige denn, in ihrer Kindheit von biblischen Geschichten gehört haben.
Dabei haben diese christlichen Hoffnungsbilder ihren Teil dazu beigetragen, dass wir dieses Jahr das 50jährige Jubiläum des Mauerbaus nicht feiern oder bekämpfen müssen, dabei sollte sie doch ein ewiges Bollwerk bleiben.
Es waren aber auch KünstlerInnen wie Freya Klier, Stephan Krawczyk u.a., und viele junge Menschen, die mit Mut die Kirchen auf die Kraft dieser Bilder gestoßen haben. Sie haben die Würze, Schärfe und Strahlkraft geschmeckt. Manchmal mehr als die Kirchenprofis, vielleicht weil die Gefahr liefen, in alten, nicht mehr relevanten Fragen hängen zu bleiben.
So gesehen sollte ich mir die Frage vielleicht doch noch mal genauer ansehen: „Was hat das eigentlich mit Religion zu tun?“ Zur Übersicht
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