Andacht- und Predigt Archiv
Warum es mit „B“ losgeht
Veröffentlicht am Fr, 03.09.2010
Warum beginnt die Bibel durch das Wort „Bereschit“ („Im Anfang“) mit dem Buchstaben „Bet“, dem zweiten Buchstaben des hebräischen Alphabets und nicht mit „Alef“, dem ersten Buchstaben? Wenn Sie folgende Antwort hören unter den zahlreichen Auslegungen, vielleicht werden Sie mir dann zustimmen, dass es keine unwichtige Frage ist. Es gibt eine rabbinische Auslegung, die sagt, dass die Bibel mit dem Buchstaben „Bet“ anfängt, weil dies auch der erste Buchstabe des Wortes „beracha“ (Segen) ist, während das Wort „arira“ (Fluch) mit dem ersten Buchstaben „Alef“ anfange. Segen statt Fluch soll über der Schöpfung stehen, ja, Segen ist sogar das Vorzeichen vor der Schöpfung.
Ein schöner Gedanke, der auf die Dringlichkeit des Segens in unserer gefährdeten Welt verweist. Ein Taxifahrer hat mir letzte Woche erklärt, dass unsere Welt sowieso nicht mehr zu retten sei, weil wir sie schon zerstört hätten. Wie ein Fluch hörte sich für mich seine Erklärung an.
Noch ein zweiter Gedanke hinsichtlich der Ausbreitung des Segens:
Braucht Gott unseren Segen?
In der Bibel sind sowohl Gott als auch die Menschen Subjekt und Objekt des Segnens. Gott segnet Menschen, Menschen segnen Menschen und Menschen segnen Gott. Dass Menschen Gott segnen ist ein ungewöhnlicher Gedanke, aber genau das möchte das Wort „loben“ ausdrücken und es wird diesem Wort nicht gerecht, wenn es in Bezug auf Menschen mit „segnen“ wiedergegeben, in Bezug auf Gott aber mit „loben“ übersetzt wird. Auch ist es nicht gleichgültig, ob wir Gott segnen oder nicht. Abraham Heschel schreibt davon, dass es Gottes Traum ist, nicht alleine zu sein, sondern den Menschen als Partner zu haben, ja, viele Geschichten erzählen sogar davon, wie sehr Gott nach dem Segen des Menschen verlangt. Wenn wir Menschen Gott segnen, treten wir ein in einen Segenskreislauf und arbeiten an einer Welt mit, die den Segen zum Vorzeichen hat und nicht den Fluch.
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