Andacht- und Predigt Archiv
Trotz der Missstände – die moderne Medizin ist ein Segen
Veröffentlicht am Fr, 27.08.2010
Meine Tante sagte einmal zu mir – ich war noch ein Kind: „Junge, geh niemals ins Bett, denn die meisten Leute sterben im Bett.“ Anlässlich der toten Kleinkinder in der Mainzer Klinik wurden Zahlen veröffentlicht, die besagen, dass in Deutschland etwa zehnmal mehr Menschen an Infektionen, mit denen sie sich im Krankenhaus angesteckt haben, sterben als im Straßenverkehr. Da möchte man spontan sagen: „Geh niemals in ein Krankenhaus…“ Aber beim zweiten Nachdenken stellt es sich dann doch viel differenzierter dar. Sicher muss alles versucht werden um die Hygiene zu verbessern. Denn jeder Tod, der vermeidbar gewesen wäre, ist einer zuviel. Und wenn wir uns das Leid der betroffenen Eltern vor Augen führen, werden wir Trauer und Mitgefühl empfinden.
Dennoch möchte ich dagegen stellen, dass die moderne Medizin und dazu gehören eben auch die Krankenhäuser unsere Lebenserwartung in den vergangenen Jahrzehnten enorm gesteigert hat. Weil die Medizin so gut ist, werden die meisten von älter. Daran ändern auch Missstände nichts, so schlimm sie sein werden. Manche Krankheiten, die früher die Lebensqualität sehr stark beeinträchtigt haben, können heute mit Medikamenten so beherrscht werden, dass der Kranke kaum noch eingeschränkt ist und die Umgebung die Krankheit gar nicht mehr wahr nimmt. Andere Krankheiten, die noch vor wenigen Jahrzehnten schnell und sicher zum Tod geführt haben, können oft geheilt werden. Manchmal kann durch die moderne Medizin ein Krankheitsverlauf für lange Zeit gestoppt werden. Dass alles sollten wir mitbedenken, wenn wir von schrecklichen Krankenschicksalen erfahren.
Wir müssen uns auch bewusst bleiben, dass die Medizin nicht immer helfen kann. Wir müssen uns dessen wieder mehr bewusst werden, dass unser Leben letztlich doch nicht ganz in unserer eigenen Hand ist. Jesus sagt im Matthäusevangelium (Kapitel 7, Vers 27): Wer von euch kann seinem Leben auch nur eine Spanne hinzufügen, wie sehr er sich auch darum sorgt. Auch wenn dieser Satz heute wörtlich nicht mehr stimmt, so ist doch seine Grundaussage zu unterstreichen: Es ist gut das Leben aus Gottes Hand zu nehmen und zu akzeptieren, dass er uns die Zeit schenkt.
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