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Teurer Tod
Veröffentlicht am Fr, 25.02.2011
„Teurer Tod bringt Hinterbliebene in Not“, so konnte man es vor knapp zwei Wochen in der Kornwestheimer Zeitung lesen. Immer mehr Angehörige hätten Probleme, die nicht unbeträchtlichen Kosten zu bezahlen, wenn ein Angehöriger stirbt. Es gäbe immer mehr Anträge auf Stundung beim Friedhofsamt.
In Gesprächen mit älteren Menschen höre ich immer Gedanken, die in dieselbe Richtung weisen: „Ich lasse mich einmal anonym bestatten. Meine Angehörigen werden sich ohnehin einmal nicht um mein Grab kümmern. Und eine Grabpflege durch einen Friedhofsgärtner können oder wollen sie nicht bezahlen.“
Ich sehe diese Entwicklung mit Sorge. Psychologen sagen: Auch Trauer braucht einen Ort. Es ist wichtig zu wissen, wo der Mensch ruht, mit dem ich verbunden war. Außerdem frage ich mich: Setzt sich im Umgang mit unseren Toten nicht, wie mit den Lebenden umgegangen wird? Wenn Menschen immer mehr danach beurteilt werden, wie nützlich sie sind und was sie uns „bringen“, wenn Menschen in der Arbeitswelt und im Gesundheitswesen immer mehr zu Kostenfaktoren werden, darf man sich nicht wundern, wenn sich dieses Denken bei der Bestattung fortsetzt?
Im christlichen Glauben ist jeder Mensch ein Ebenbild Gottes, ein Geschöpf, das bei Gott einen Namen und darum Wert hat. Dieser Wert hört nicht auf, wenn ein Mensch seinen letzten Atemzug getan hat. Darum haben sich Christen zu allen Zeit bemüht, ihre Toten würdig zu bestatten und ihnen ein liebendes, ehrendes Andenken zu bewahren. Und sie haben dafür Friedhöfe, Orte geschaffen, wo man persönlich und auch gemeinschaftlich der Toten gedenken kann.
Es ist kein gutes Zeichen für unsere Gesellschaft, wenn die Zahl der anonymen Bestattungen zunimmt. Wie gehen wir damit um? Vor wenigen Wochen hat sich der Ausschuss für Umwelt und Technik unserer Stadt mit der Frage anonymer Erdbestattungen befasst. Ich finde den Vorschlag der Stadtverwaltung gut, nicht nur solche Bestattungsformen zu ermöglichen, weil die Nachfrage dafür da ist. Auf einer Stele sollen auch die Namen der Bestatteten fest gehalten und so persönliche Erinnerung möglich werden. Dieser Vorschlag war im Ausschuss nicht unumstritten. Man befürchtet, dass damit gegenüber der normalen Erdbestattung eine kostengünstigere Bestattungsform eröffnet wird. Ich hoffe, dass am Ende nicht die betriebswirtschaftlichen Argumente den Ausschlag geben, sondern der Wert und die Würde, die Menschen auch nach ihrem Tod haben. Das ist auch eine öffentliche, gesellschaftliche Aufgabe.
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