Andacht- und Predigt Archiv
Stell dir vor es ist Wahl und alle gehen hin...
Veröffentlicht am Fr, 12.06.2009
Ich weiß, an mehr oder weniger guten Gründen für mangelnde Wahlbeteiligung fehlt es nicht, nie, aber ich halte dagegen, es fehlt auch nicht an guten Gründen für zahlreiche Wahlbeteiligung, vor allem aus religiöser Sicht:
Die ersten ChristInnen haben sich von Politik und Staatsaufgaben ferngehalten. Verständlich, wer Gefahr läuft, den Löwen zum Fraß vorgeworfen zu werden, sucht sein Heil in der Distanz.
Die ChristInnen zu Zeiten des Nationalsozialismus, haben sich viel zu nah an einen Unrechtsstaat angelehnt, und ihr Bekenntnis zu einem menschenfreundlichen Gott und dessen Positionierung für die Schwachen und Unterdrückten, für die das Kreuz wie kein anderes Symbol steht, darüber vergessen und haben stattdessen an Unrecht mitgewirkt.
Dabei kommt schon mit der Reformation ein religiöses Verständnis von Staat zur Sprache, das bis heute gute Gründe für sich in Anspruch nehmen kann: Sofern beide, Staat und Kirche (in einer pluralen Gesellschaft spricht man wohl sinnvoller von Religionsgemeinschaften) ihrer eigentlichen Aufgabe nachkommen, versteht Luther die eine als Gottes Regiment zur Rechten und den anderen als Gottes Regiment zur Linken. Höchste Wertschätzung für politische Aufgaben und politische Arbeit kommt hier zur Sprache, gleich hoch wie für kirchliche Aufgaben. Wenn der Staat, die Rechte seiner BürgerInnen schützt, v.a. auch die der Schwachen, diese Rechte zeitgemäß immer neu definiert und zu fassen sucht, dann ist das, man kann es nicht anders sagen, in Gottes Sinne.
Und wenn ChristInnen und religiöse Menschen sich gesellschaftlich engagieren, ihr aktives und/oder passives Wahlrecht wahrnehmen oder auch sonst in der Gesellschaft aktiv sind, dann werden sie ausdrücklich dafür gelobt, in der Hoffnung, dass sie, mit der menschenfreundlichen Brille Gottes auf der Nase, sich für Recht und Gerechtigkeit und gegen Unrecht in einer Gesellschaft einsetzen.Wenn das mal nicht gute Gründe sind, sich bei der nächsten Wahl und zwischendurch so richtig ins Getümmel zu stürzen.
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