Andacht- und Predigt Archiv
Sonntagsruhe
Veröffentlicht am Sa, 21.05.2011
von Richard Fock
Diakon / Kath. Kirche, Sonstige Dienste
Was hat das Gebot der Sonntagsruhe mit unserem Arbeitsgedächtnis zu tun? Hirnforscher und Psychologen sind dabei, immer weiter in die Geheimnisse unseres Gehirns vorzudringen. Und eines ihrer Erkenntnisse ist, dass für alles, was im alltäglichen Leben so anfällt, das sogenannte Arbeitsgedächtnis zuständig ist. Es ist wie ein Flaschenhals zwischen der Außenwelt und dem Langzeitgedächtnis. Ein Flaschenhals deswegen, weil es nur eine begrenzte Kapazität besitzt. Diese ist zwar bei den Menschen unterschiedlich, aber doch immer begrenzt. In seinem biologischen Verhalten vergleichen die Forscher dieses Arbeitsgedächtnis mit einem Muskel. Überforderungen des Muskels können Risse, Entzündungen, Krämpfe usw. hervorrufen. Überforderungen des Arbeitsgedächtnisses lassen die Menschen ausbrennen, depressiv werden, psychisch erkranken. Und sie bewirken, dass Gefühle wie Glück und Freude, Liebe und Zuneigung kaum mehr empfunden werden können. Empfunden werden kann für einen gläubigen Menschen auch nicht mehr die Geborgenheit in Gottes Nähe und Liebe. Verunsicherung und Angst treten an die Stelle von Vertrauen und Freude.Um dies zu verhindern braucht das Arbeitsgedächtnis genau wie ein Muskel Phasen der Ruhe und Entspannung, so die Forscher. Es muss verloren gegangene Verbindungen neu aufbauen, überlastete reparieren, muss sich wieder neu zum belastbaren Idealzustand strukturieren. Nur so bleibt es auf Dauer heil und gesund. Ruhe und Entspannung sind die Quellen neuer Lebensfreude, neuer Lebensenergie. Heute beklagen viele Psychologen, dass zwar auf die körperliche Gesundheit geachtete wird wie noch nie, in Ernährungs- und Fitnesszentren, in Sauna- und Wellnessoasen usw., dass auf die Belastung unseres Gehirns jedoch keine Rücksicht genommen wird, auf das Organ, das doch unser wertvollstes ist.
Und so bekommt das Gebot der Sonntagsruhe einen neuen Sinn: Während es in früheren Zeiten tatsächlich die Muskeln aus Fleisch und Blut waren, die dieses benötigten, so ist es heute der „Muskel“ Arbeitsgedächtnis, der dieses Gebot dringend braucht, wenn auch auf eine nun andere Art und Weise. Gott hatte und hat auch heute seinen Grund, wenn er uns befiehlt: „Du sollst den Sabbat heiligen“. Denn er will nicht, dass wir angstbesetzt und depressiv durchs Leben gehen, sondern dass wir fähig bleiben, ihn zu erkennen und seine Gegenwart zu spüren, und dass wir fähig bleiben, ganz bewusst in Glück und Freude seine Gaben zu genießen.
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