Andacht- und Predigt Archiv
Schau mal, Papa! Eine Schnecke!
Veröffentlicht am Sa, 12.08.2006
von Martin Wunram, Pastoralreferent
Pastoralreferent / Kath. Kirche, Sonstige Dienste
„Meine Ferien waren total verregnet! Eigentlich hat man nichts machen können! So schön war´s im Juli, aber jetzt: das darf doch nicht wahr sein!“ So oder ähnlich berichten zur Zeit viele über ihren Urlaub, über diese Zeit, auf die sie sich ein ganzes Jahr gefreut hatten: Die Sonne sollte scheinen, schön warm sollte es sein, aber dann: welch ein August!
Auch ich habe diese Tage zunächst so wahrgenommen, habe mich geärgert über das Wetter und die wenigen Möglichkeiten, Dinge zu unternehmen, die ich mir vorgestellt hatte. Dann fiel mir auf, dass das schlechte Wetter meiner kleinen 2-jährigen Tochter überhaupt nichts ausmacht. Ganz im Gegenteil: Sie genießt das feuchte Gras und die vielen Schnecken, die darin zu finden sind. Keine fünf Meter mit dem Laufrad auf den Feldern unterwegs, hält sie an, um freudestrahlend Papa eine neue Schnecke zu zeigen und fasziniert minutenlang zuzusehen, wie sie sich langsam fortbewegt. Mit Begeisterung sammelt sie leere Schneckenhäuser, hütet sie wie einen Schatz, verschenkt sie an Menschen, die sie besonders gerne mag. Es ist ein ganz anderer Blick auf die Welt: ein unbefangener, der nicht an den Vorstellungen haftet, wie das Leben sein sollte.
Wenn ich meine Tochter so sehe, frage ich mich: Wie viel Schönes gibt es in meinem eigenen Leben zu entdecken und wem darf ich danken dafür? Für was bin ich gerade blind, weil meine Vorstellungen von dem, was mich glücklich macht, zu festgefahren sind?
Mir selber fällt da immer wieder der Psalm 139 in die Hände in dem es unter anderem heißt: „Ich danke Dir (Gott), dass Du mich so wunderbar gestaltet hast. Ich weiß: Staunenswert sind Deine Werke!“
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