Andacht- und Predigt Archiv
Riskobereitschaft
Veröffentlicht am Do, 10.06.2010
Die Ölpesst im Golf von Mexiko zwingt über die Sicherheit der Kernenergie nachzudenken.
Hätte mir jemand vor einem halben Jahr erzählt, dass im Golf von Mexiko aufgrund einer gesunkenen Ölplattform monatelang Öl in unvorstellbar großen Mengen ins Meer fließen wird, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Natürlich ist es schwierig eine gebrochene Leitung in mehr als 1000 Meter Tiefe zu reparieren. Aber ich hätte den Ingenieuren zugetraut, dass sie die Technik so weit beherrschen, dass ein solcher Unfall bald behoben ist. Ich hätte einfach nicht gedacht, dass in solchen Tiefen nach Öl gebohrt wird, wenn die Technik nicht zu beherrschen ist. Auch wenn jetzt gesagt wird, dass das Unternehmen eine Kultur pflege, die nicht sehr von Verantwortung geprägt ist und bei anderen Firmen solche Folgen eines Unfalles undenkbar wären, scheint mir das nicht glaubhaft. Technik ist immer nur sicher, solange nichts passiert.
Dies gilt auch für die Kernenergie. Dort hätte ein Unfall noch ungleich schlimmere Konsequenzen. Auch wenn mantrahaft wiederholt wird, dass alle unsere Kraftwerke sicher seien, so kann man doch diese Sicherheit nicht haben. Auch wenn man das Undenkbare, dass ein Kernkraftwerk in unsere Nähe aufgrund eines Terroranschlages zum Beispiel, seinen todbringenden Inhalt freisetzt, nicht denken will, so ist doch die Entsorgung und Endlagerung ungelöst. Dass man da Material, dessen Radioaktivität nicht in Jahrtausenden abklingt, irgendwo lagern muss und nicht weiß wo, ist eine Tragödie.
Verantwortung für die Welt, für die Schöpfung, das scheint es nur noch für den Augenblick zu geben. Der Blick auf die Folgen, die unser Handeln in einigen Jahren oder auch erst in Jahrhunderten hat, dieser Blick scheint verhüllt zu sein. Umgangssprachlich wird diese Haltung so formuliert: Nach mit die Sintflut.
Wenn unsere Regierung auf diesem Hintergrund trotzdem weiter auf Kernkraft setzen will, wird sie ihrer Verantwortung für kommende Generationen vor Gott und der Welt nicht gerecht.
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