Andacht- und Predigt Archiv
Raum für das Ungeplante
Veröffentlicht am Fr, 31.07.2020
Doch die Realität ist meistens nicht so perfekt wie die inneren Bilder. Im Urlaub ist nicht immer so leicht, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bekommen. Mal verliert der Eine die Geduld, mal die Andere. Und immer wieder ist man einfach frustriert. Freude gibt es nämlich nicht auf Bestellung. Auch Urlaubsfreude nicht.
Im berühmten Sommerlied von Paul Gerhard „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ ist jede Blume ein Schmuckstück, an dem sich das Auge freuen kann. Jeder singende Vogel ein Geschenk Gottes, das die Luft mit Musik erfüllt. Wenn ich dieses Sommerlied höre, habe ich tatsächlich das Gefühl, dass mein Herz zu suchen beginnt! Dass meine Sinne wacher werden, für die Natur und auch für die Menschen um mich herum. So viel Grund zur Freude hätten wir Tag für Tag! Doch so einfach ist es mit der Freude nicht. Es gibt Menschen, die nach außen hin ein traumhaftes Leben haben und trotzdem tief unglücklich sind. Und genauso gibt es andere, die eine Herzensfreude in sich tragen, auch wenn sie genügend Grund zum Klagen hätten.
In der Bibel spricht das Buch des Predigers im Alten Testament davon, dass Gott uns die Freude schenkt. Er gibt uns nicht nur Dinge, worüber wir uns freuen könnten, sondern er schenkt uns die Freude selbst. Auch die Freude ohne bestimmten Grund. Deshalb sagt der Prediger sogar, dass Gott sich selbst in unserer Freude uns zeigt. Denn wir merken: die Freude ist unverfügbar. Ich kann sie mir nicht selbst machen, ganz egal wie perfekt ich meinen Urlaub plane. Die höchsten Berggipfel und die weitesten Strände sind keine Garantie für Freude. Vor allem nicht, wenn ich meine großen Erwartungen im Gepäck dabeihabe. Viel mehr als Berge oder Strände braucht es manchmal nur Entspannung. Einfach etwas Freiraum, um für das Ungeplante und Ungeahnte, das uns begegnet, empfänglich zu sein. Für die unerwartete Freude, die Gott uns schenkt. Möge Gott uns so unerwartet begegnen in manchen entspannten Sommertagen!
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