Andacht- und Predigt Archiv
Patchworkfamilien
Veröffentlicht am Sa, 29.07.2006
In Deutschland wird zur Zeit mehr als jede dritte Ehe geschieden. Oft lernen die getrennten Ehepartner wieder jemanden kennen und lieben. Und oft sind Kinder da. Eine neue Familie entsteht, eine Patchworkfamilie, so sagen wir – wie ein Flickenteppich. Zum Beispiel zieht ein Mann, dessen zwei Kinder bei seiner Exfrau leben, zu seiner Freundin, die drei Kinder hat. Alle 14 Tage verbringen seine Kinder das Wochenende bei der neuen Familie. Dann hat das Paar für kurze Zeit fünf Kinder. Dass das schwierig sein kann, liegt auf der Hand. Auf jeden Fall brauchen die neuen Partner Geduld, sie müssen sehr bewusst mit der Situation umgehen. Sie müssen wahrnehmen, wie es ihnen und ihren Kindern mit dem Zusammenleben geht. Sie müssen miteinander im Gespräch bleiben und womöglich damit fertig werden, dass die Kinder des Partners die Kinder der Partnerin nicht sofort mögen. Sie müssen anerkennen, wenn die Kinder der Partnerin den neuen Freund ihrer Mutter erst einmal misstrauisch beäugen. „Der hat bei mir keine Chance“, so kann es heißen, und das besagt zunächst nur: „Lass mir ein bisschen Zeit, Mama.“
Damit das Zusammenleben in einer Patchworkfamilie gelingt, braucht es manchmal professionelle Unterstützung, zum Beispiel über eine Beratungsstelle.
Ich habe mit großer Freude vom Bundespräsidenten Horst Köhler den Satz gehört: „Familie ist da, wo Kinder sind.“ Es tut uns allen gut, wenn sich unser gewohntes Verständnis von Familie als „Vater, Mutter und ihre leiblichen Kinder“ wandelt. Die neuen Patchworkfamilien haben unseren Respekt verdient. Nachdem die Betroffenen die Erfahrung des Scheiterns gemacht haben, setzen sie mit ihrem Wagnis einer neuen Familie ein Zeichen der Hoffnung.
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