Andacht- und Predigt Archiv
Mitmischende Kirche
Veröffentlicht am Fr, 03.04.2009
Vor einiger Zeit hat der evangelische Bischoff Huber mehr ethisches Verhalten von Verantwortlichen im Finanzbereich und in der Industrie gefordert. Das ist gut so. Es ist gut, wenn sich die Kirchen einmischen und sich zum Anwalt der Menschen machen. Dabei geht es nicht darum, dass Kirchenvertreter besser wüssten, was wirtschaftlich gesehen die richtigen Entscheidungen sind. Das wissen die Fachleute besser. Darüber braucht man gar nicht zu diskutieren. Es geht darum, dass nicht nur sachliche Gesichtspunkte in den wirtschaftlichen Entscheidungen eine Rolle spielen dürfen, sondern auch die Probleme, die sich für die Beschäftigten in der Industrie und für die Gesellschaft insgesamt daraus ergeben. Konkret: Nicht nur der Gewinn darf alleiniger Maßstab wirtschaftlichen Handelns sein, sondern es müssen auch die Folgen für die Beschäftigten mit berücksichtigt werden. Ich denke, dass die meisten Manager das auch so sehen oder gerne so sehen würden, dass sie aber oft unter Druck ihrer Aufsichtsräte und Aktionäre sind. Es ist gut, dass die Kirchen mahnen und zum Nachdenken darüber anregen.
Wo ist die Kirche? Wo sind wir? Wie wird das Bild von Morgen aussehen?Die andere Seite aber ist, dass sich die Kirchen der Diskussion stellen müssen. Angesprochene werden sich wehren, weil sie es anders sehen. Die Kirchen müssen sich auch der Kritik stellen durch Politik und Gesellschaft, so wie sie selber Politik und Gesellschaft kritisieren. Diese Diskussion wird immer auch geführt werden müssen im Blick darauf, ob eine kirchliche Ethik zeitgemäß ist. Eine kirchliche Ethik wird auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren müssen. Sie soll sich nicht anpassen. Aber sie wird sich doch verändern müssen. Auch die Kirchen müssen –wer soll das sonst tun- sich fragen und fragen lassen, was dem Menschen in einer sich verändernden Gesellschaft nützt. Eine traditionelle kirchliche Lehre zu vertreten nützt nichts, wenn sie nicht auf die Tauglichkeit in einer veränderten Gesellschaft überprüft wird. Das gilt auch für die Spielregeln im Zusammenleben, auch zwischen Mann und Frau. Dies gilt auch für die Moral, die die Kirchen im sexuellen Bereich vertreten.
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