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Menschen sind übende Wesen /Akrobaten der Menschlichkeit
Veröffentlicht am Fr, 09.03.2012
Menschen sind übende Wesen /Akrobaten der Menschlichkeit
Haben Sie sich eigentlich schon mal Gedanken darüber gemacht - wenn Sie frei wählen könnten-, in welchem Umfeld Sie leben wollten? Wie sähe das Zusammenleben aus und die Häuser, die Gärten und die Aktivitäten, was für Düfte und welche Atmosphäre herrschten dort? Würde Berlin an der Riviera liegen, vorne das Mittelmeer, hinten die Seealpen, ich würde vermutlich schon mal eine Reservierung abgeben - aber das wäre zu kurz gegriffen. Ich meine damit mehr, die Art, wie Sie und die Menschen drumherum dann die wichtigen Dinge in Angriff nähmen und umsetzten, zum Beispiel drängende Fragen wie die Knappheit der Erdölreserven, die Notwendigkeit eines ressourcen- und energieschonden Lebens. Oder wie würden Sie auf die sich verändernde Alterspyramide reagieren, wie würden alt und jung miteinander umgehen und überhaupt, wie würde sie mit ihrem Bedürfnis ihr Leben nicht alleine, im Netz oder vor dem Fernseher, zu verbringen umgehen, was für eine Kultur, was für ein Umgang miteinander, würde da gelebt werden?
Es gibt ja Gemeinden und Kommunen, deren BürgerInnen haben sich für ein neues Zusammenleben entschieden: sie wenden sich z.B. energetisch der Sonne zu wie Schönau im Schwarzwald – alle Hausdächer voll Sonnenkollektoren, auch die Kirche - oder es gibt Gemeinden wie Totnes in England, die mit vielen kleinen Aktivitäten wiez.B. aus öffentlichen Grünanlagen biologische Gemeinschaftsgärten zu machen, sich in eine Welt von morgen einüben.
Das fände ich spannend, meine Vorstellung dabei: Eine Gemeinschaft, wach und mit Freude am Nachdenken und Ausprobieren macht sich spielerisch, keineswegs bierernst daran, sich in die eigenen Ideale einzuüben.
Peter Sloterdijk meint, uns Menschen zeichnet aus, dass wir Übende sind und das in einem ganz unbescheidenen Sinne: „Wer Menschen sucht wird Akrobaten finden“. Das Stichwort „üben“ gefällt mir, weil es zulässt, dass wir nicht schon von vornherein perfekt sein müssen, außerdem bringen wir ja schon viel Überfahrung mit aus dem Sport, aus der Musik, von der Kunst, aus unseren Religionen, aus politischem und gesellschaftlichem Engagement. Überfahrungen, die in uns unterschiedliche Haltungen herausgebildet haben, die auch für solche großen Projekte wunderbar passen: Fairness, Teamgeist, Kraft Durchhaltevermögen, Sensibilität, Hoffnung, Fürsorglichkeit, Sachverstand, Mut, Leidenschaft für eine Aufgabe.
Die Passionszeit verstehe ich übrigens ebenfalls als Üb-Zeit, eine Zeit des sich Einübens in eine größere Vision von Menschlichkeit und Lebendigkeit.
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