Andacht- und Predigt Archiv
Im Spiegel vorwärts schauen
Veröffentlicht am Sa, 07.02.2009
von Horst Buchholz
Personalleiter, Ev. Kirchenpflege Ludwigsburg
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Manchmal, morgens kurz nach dem Aufstehen, sehe ich verschlafen in den Spiegel. Ein müdes Gesicht schaut musternd auf mich zurück. Meine Gedanken sortieren sich nur langsam, erzeugen ab und zu Unbehagen und lassen mich öfter in einer solchen Situation erschrecken.
„Das ist also aus Dir geworden“, denke ich, und versuche vergeblich, die Falten zusammen mit den Bartstoppeln wegzurasieren.
Wenn ich dann später beim Frühstück oder im Zug zur Arbeit sitze, ertappe ich mich dabei, wie ich über meine Jugendzeit nachdenke: was ich eigentlich alles im Leben erreichen und schaffen wollte und was ich letztendlich nur realisiert habe. Vieles ist sicherlich gut in meinem Leben gelaufen; manches (vielleicht) auch nicht. Die eine oder andere Entscheidung war (bestimmt) weniger glücklich… Es gibt Erinnerungen, bei denen sich mein Magen zusammenkrümmt, über die Fehler, die ich bislang gemacht habe und die ich wahrscheinlich nicht mehr gutmachen kann.
Aber ich muss an dieser Stelle nicht verzweifeln. Und Sie auch nicht.
Der Wochenspruch aus Daniel 9, 18 will uns Mut machen und uns gleichzeitig ermahnen: „Wir liegen vor Dir mit unserem Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf Deine große Barmherzigkeit.“
Wir Menschen machen Fehler; wir schaffen es nicht, fehlerfrei zu sein. Das ist auch nicht das Problem. Denn Gott ist bereit, über unsere Fehler hinweg zu sehen und sie uns nicht vorzuhalten. In einer guten Beziehung kann zum Beispiel der Ehepartner oder der Freund/Freundin die Fehler des anderen akzeptieren. Wichtig ist (also) die Beziehung mit Gott. Eine Beziehung mit Gott haben wir (dann), wenn wir mit Gott reden und auf das hören, was er uns zu sagen hat. Nur dann, wenn wir meinen, perfekt sein zu müssen, haben wir ein echtes Problem. Die Selbstgerechtigkeit scheitert meist schon am eigenen Spiegelbild. Fehlerlosen Menschen fehlt die Barmherzigkeit, für andere und für sich selbst. Da greife ich doch lieber bei Gottes Angebot zu.
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