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Ich wollt, ich wär ein...
Veröffentlicht am Fr, 04.03.2011
Huhn, dann hätt' ich nichts zu tun oder ich wollt ich wäre stark wie Obelix dann tät mir niemand nix oder ich wollt ich wär'n Clown, dann trät' und stände ich mit Vergnügen auf allen fremden Füßen.Es ist Faschingszeit, Zeit mal ganz anders zu sein. Zeit mal aus der eigenen Rolle zu schlüpfen und neue Rollen auszuprobieren (vielleicht auch die eines radebrechenden Dichters). Schon auf Kinder übt dieser Rollenwechsel ja eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Eine neue Rolle heißt für Kinder ja auch immer, sich - mit Vergnügen - auszuprobieren und im besten Fall, in neue Möglichkeiten hineinzuwachsen.Vielleicht überlegen Sie jetzt irritiert, warum ausgerechnet ein „evangelischer“ Pfarrer hier den Fasching und das Rollenspiel zur Sprache bringt. Aus evangelischer Sicht gibt es ja eine gewisse Skepsis, wenn laut getrötet und gelacht wird, wo doch andernorts die Welt zweifellos vor ernsten Themen steht. Ein Blick übers Mittelmeer etwa in Richtung Libyen und auf seinen brutal gegen die eigene Bevölkerung vorgehenden Diktator genügt und das Lachen bleibt einem im Halse stecken.Andererseits, ist es nicht so: Wer nicht in der Lage ist, sich in eine neue Rolle hineinzuversetzen und stattdessen verbissen an der alten festhält, genau der bringt ernsthaft Not in die Welt. Die Bevölkerung der Mittelmeer- und Golfstaaten schafft ja im Moment genau dies, sie ist in der Lage sich in eine neue Rolle hineinzuversetzen, die Rolle von DemokratInnen, von verantwortlichen StaatsbürgerInnen, die ihre Geschicke selbst in die Hand nehmen und die Despoten entmachten. Und sie wachsen, so ist zu hoffen, mit jedem Schritt, den sie tun und sich ausprobieren, immer mehr in diese Rolle hinein.Alle Religionen bieten ja auch diese neuen, auf Befreiung und Veränderung hin offenen Rollen an. Die Bibel formuliert ziemlich am Anfang für den Menschen eine solche: „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde“. Eine gewaltige Rolle, die da für uns offen steht und die wir immer wieder ausprobieren und hineinwachsen dürfen, auch wenn sie uns deutlich zu groß ist (aber auch das Huhn und Obelix, sind ja nicht gerade passgenau). In Ägypten finde ich haben MuslimInnen und ChristInnen für Momente diese Rolle der Gottebenbildlichkeit gelebt. Von einer Demonstation heißt es, bei der sie zusammen für Freiheit demonstrierten, dass zuerst die Christen um die Muslime einen schützenden Kreis bildeten, damit diese beten konnten und anschließend die Muslime für die Christen dasselbe taten.
Es gibt also nicht nur an Fasching immer neue und wichtige Rollen, die für uns bereit stehen und in die wir hineinwachsen können - mal überlegen: Ich wollt ich wär ein....
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