Andacht- und Predigt Archiv
Ich sehe was, was Du nicht siehst…“
Veröffentlicht am Fr, 20.10.2006
„Ich sehe was, was du nicht siehst...“ Sie alle kennen dieses Kinderspiel. „Ich sehe was, was du nicht siehst, das hat die Farbe blau.“ „Nein das ist rot!“ Verblüffung und Protest: „Nein, das Spiel geht anders!“Wie dieses Spiel geht, brauche ich nicht zu erklären. Ich finde es aber höchst spannend und auch kein Kinderspiel.Da greift ein Politiker die Perspektivlosigkeit auf, in der sich immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft wieder finden, beschreibt, wie sich immer deutlicher Schichten bilden und dass manche auch von einer Unterschicht reden. Ein anderer hält sofort dagegen: Nein! Unsere Gesellschaft basiert unaufgebbar auf Offenheit und Durchlässigkeit und weist die Abqualifizierung und Deklassierung von Menschen zurück.Was das mit dem Kinderspiel zu tun hat?Im Spiel lässt sich eine darauf ein, mit den Augen des andern zu sehen. Sie versucht das zu entdecken, was der andere sieht, im Blick hat. Den Blickwinkel des andern ausprobieren, Perspektivenwechsel. Für Erwachsene kein einfaches Spiel.Meine Perspektive zu verändern, bedeutet, dass ich mich bewege. Erst dann kann ich ein Stück weit mit den Augen des andern sehen. Dass ich dazu meinen Standpunkt - versuchsweise - aufgeben muss, ist wohl das Problem, aber nicht zu umgehen. Mich ärgern Diskussionen, in denen es nur darum geht, die eigene Überzeugung zu verteidigen oder ein Bild aufrecht zu erhalten, das in Frage gestellt wird. Ein Schlagabtausch - öffentlich vorgeführt - bei dem es dann einen Gewinner gibt, der sich überzeugter inszeniert hat und einen Verlierer. Mir ist es wichtig, dass sich etwas bewegt, dass Situationen, Probleme verändert werden können. Ein wichtiger Schritt dabei: den Blickwinkel des andern nachvollziehen, die andere Perspektive kennen lernen. “Ich sehe was, was du nicht siehst...“ - nicht nur ein Kinderspiel!
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