Andacht- und Predigt Archiv
Herbstspaziergang
Veröffentlicht am Sa, 04.11.2006
von Kaiser, Ursula
Auf den Spaziergängen mit meiner Hündin Cleo durchstreife ich fast täglich Wiesen und Felder. Jetzt, im Herbst, tue ich das besonders gern. Draussen ist es kühler, die Farben leuchten in der Herbstsonne, die Gärten sind abgeerntet, nur manchmal stolpert man noch über ein paar Äpfel oder Birnen, die überreif am Boden liegen. Man spürt das Welken und Absterben der Natur. Langsam zieht sie sich auf das Wesentliche zurück - Anstoß, mich auch selber mit Wesentlichem zu beschäftigen.
Manchmal komme ich auf meinen Streifzügen auch am Unterriexinger Friedhof vorbei, mittendrin die Frauenkirche. Ein wunderbar ruhiger und friedlicher Ort am Dorfrand. Mich verbinden mit ihm zahlreiche Menschen, die ich dort beerdigt habe. Von jeder Trauerfeier bleibt auch etwas in mir zurück.
In der vergangenen Woche suchten viele Menschen einen Friedhof auf. Die einen, um die Gräber zu pflegen und herzurichten, die anderen auch, um in Liturgie und Gebet am Fest Allerseelen (das am Nachmittag von Allerheiligen gefeiert wird) der Toten zu Gedenken. Der Allerseelentag oder andere Totengedenktage im November verdichten unser Bedürfnis nach Trauerräumen. Friedhöfe können helfen, das Abschiednehmen und Sterben ins Leben zu integrieren.
Auf vielen Gräbern wird eine Kerze entzündet. Die Dunkelheit des Grabes wird erhellt durch die Lichter, die Menschen anzünden. Sie erhellen die dunklen Stunden der Trauer um einen Verstorbenen und erzählen von der Hoffnung auf das ewige Licht. Auf meinen Spaziergängen in der Herbstdämmerung kann ich ihr Flackern sehen. Ein schöner Brauch, der jeden tröstet, der vorbei kommt und dafür empfänglich ist.
Ursula Kaiser, Pastoralreferentin
Katholische Kirchengemeinde Heilig Geist
Markgröningen und Unterriexingen
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