Andacht- und Predigt Archiv
Fasnet und das Hohelied der Liebe
Veröffentlicht am Sa, 18.02.2012
Bei uns steht heute im Kalender „Fasnet“. Wir sind vor ein paar Monaten aus dem Landkreis Rottweil zugezogen und das erklärt alles. Ich weiß schon, hier heißt das Winterferien und für viele die letzte Chance zum Skifahren. In unserer alten Heimat ziehen die Jungs schon tagelang Peitschen knallend durch den Ort und fiebern dem Narrensprung entgegen. Aber wozu brauchen wir diese tollen Tage? Fasching sei für Kinder pädagogisch wertvoll, las ich in der LKZ, das ließe sie in die Kultur ihrer Region hineinwachsen. Als Pfarrer meine ich, auch der christliche Glaube gehört zu unserer Kultur. Sollte er aber an Fasching keinen Spaß verstehen? Die närrischen Tage kehren das heraus, wohin es führt, wenn durch den Schabernack alles auf den Kopf gestellt wird. Im Ernst wollen wir so nicht leben, aber für ein paar tolle Tage im Spaß, verkleidet, maskiert, ausgelassen. Die Toren sprechen in ihrem Herzen: es ist kein Gott“, sagt Psalm 53. Die Fasnet hält uns den Spiegel vor Augen, wohin dieses kurzlebige närrische Treiben führt: in die Vergänglichkeit, sichtbar gemacht mit dem Aschenkreuz zu Beginn des Fastens. Von nun an zählen Christen die Tage bis Ostern. Für mich passt die Fastnacht gut in den Kirchenjahreskreis hinein, der ja unsere Kultur prägt. Pädagogisch Wertvolles ist für Christen auch dabei. Die Narrenschelle erinnert nämlich an einen Bibelvers von Paulus: „Und hätte ich die Liebe nicht, so wäre ich eine klingende Schelle.“ Das Hohelied der Liebe aus 1. Korinther 13 ist die Epistel für den Sonntag vor der Passionszeit, den Fasnetssonntag. Ein Abbild dafür ist für mich der Narro, wie er springt, dass die Schellen klingen und dabei Brezeln verteilt. „Eine freudenreiche und glückselige Fasnet“ wünscht man sich dabei.
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