Andacht- und Predigt Archiv
„Einer für alle, alle für einen“
Veröffentlicht am Fr, 30.03.2012
von Hirschbühl, Guido
„Einer für alle, alle für einen“
Ein weiter Weg ist es vom Baby zum Erwachsenen, mit vielen Umbrüchen. Das kleine Baby ist ganz auf seine Mutter und seinen Vater angewiesen. Nicht nur für Essen und Trinken braucht es sie, sondern einfach für alles. Besonders wichtig ist, dass es spürt, da ist jemand, der mich liebt und für mich da ist.
Das Kleinkind lernt – ermutigt durch seine Eltern – erste eigene Schritte zu machen. In der Trotzphase entdeckt es sein eigenes Ich. Es kann sich von seinen Eltern abgrenzen und lauthals nein sagen. Zugleich braucht es ihr Vorbild und auch die gesetzten Grenzen, um Halt und Orientierung zu finden.
Die manchmal anstrengenden Auseinandersetzungen der Jugendlichen mit ihren Eltern sind für beide Seiten notwendig, um sich abzunabeln. Es müssen Gegenpositionen entwickelt werden, um einen eigenen Standpunkt zu finden.
Der erwachsene Mensch – so er wirklich erwachsen geworden ist – entdeckt und entwickelt die Freiheit eigenständigen und verantwortlichen Denkens und Handelns in der Gesellschaft. Dies nicht auf Kosten der Anderen oder gar gegen sie, aber auch nicht in kindlicher oder gar serviler Unterwürfigkeit. Der Erwachsene muss nicht mehr um das „Recht-Haben“ kämpfen; er kann ganz unverkrampft die Überzeugungen seiner Eltern und der Mitmenschen achten – so sie denn nicht menschenfeindlich sind – und zugleich seine eigene entwickeln und leben.
Diese hier angesprochenen entwicklungspsychologischen Bausteine gelten auch für unser Glaubensleben, für unsere Entwicklung zu erwachsenen Christen: Auch auf diesem Weg brauchen wir Wegweisungen von außen und Vorbilder, um Halt und Orientierung zu finden und Zugehörigkeit zu erleben. Auch auf diesem Weg gibt es erste tastende Schritte zum Glauben und zur Gemeinde. Auch auf diesem Weg ist es notwendig, sich intensiv mit dem überlieferten Glauben der Vorfahren auseinander zu setzen, um den eigenen Standpunkt zu finden. Die erwachsene Christin und der erwachsene Christ werden in ihrem Glaubensleben - wie in allen Lebensbereichen - den reichen Schatz der Überlieferungen achten und wertschätzen und zugleich in ihrem Innersten nachspüren, wo und wie Gott ihnen begegnet.
Ein Christ steht nicht über seiner Gemeinde und Kirche; er ist nicht Richtschnur und Massstab für andere. Ein Christ steht auch nicht unter seiner Gemeinde und Kirche; er ist nicht blinder Befehlsempfänger. Ein Christ steht in seiner Gemeinde und Kirche, auf Augenhöhe mit den anderen; denn es gilt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20).
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