Andacht- und Predigt Archiv
Dreischnitt
Veröffentlicht am Fr, 23.06.2006
von Oliver Merkelbach
Dekan / Kath. Kirche, Sonstige Dienste
Liebe Leserinnen, liebe Leser,ein Theologieprofessor besuchte mit seinen Studenten die neue Moschee in Mannheim. Sie wurden vom dortigen Mullah freundlich empfangen. Er zeigte ihnen die Räumlichkeiten und legte ihnen dar, was die zentralen Punkte im islamischen Glauben sind. Dann fragte er seine Besucher ganz spontan nach einem zentralen Inhalt des christlichen Glaubens: der Dreifaltigkeit. Die Theologen kamen in große Verlegenheit. Sie stotterten dies und jenes heraus, waren aber nicht in der Lage, eine klare Antwort zu geben. Der Mullah war daraufhin enttäuscht und wandte sich ab. Er interpretierte dieses Herumstottern nicht als Hilflosigkeit, sondern er hatte den Eindruck, dass ihn die christlichen Gäste nicht für dialogwürdig hielten.Der Glaube an einen dreifaltigen Gott – so schwere Kost, dass sogar Studenten der Theologie ins Stocken geraten? Was soll ich denn dann antworten, als „ganz normaler Christ“, werden Sie sich jetzt vielleicht fragen. Ja, was würden Sie antworten, wenn Sie von einem Muslim (z.B. in einem Urlaub in der Türkei oder in Tunesien) gefragt würden, wie denn das zu verstehen sei, diese Dreifaltigkeit?Der Tübinger Theologe Hans Küng gab in einem Gespräch mit Vertretern des islamischen Glaubens folgende Antwort: „Gott ist als Geheimnis über uns; Gott ist in Jesus Christus mit uns; Gott ist im Heiligen Geist in uns.“ Wirklich eine einfache und schlichte Deutung. „Wenn das so ist“, so hätten die Muslime damals zu Küng gesagt, „ja, wenn das so ist, dann ist der christliche Glaube doch gar nicht so absurd, wie wir bisher dachten.“ Die Dreifaltigkeit Gottes, sie ist nicht als drei verschiedene Götter zu verstehen. Gott ist und bleibt der eine. Jedoch zeigt er sich sowohl in der Bibel als auch in unserer Welt heute auf dreifache Weise, in dreifacher Aktivität und Wirksamkeit. Mit dem Dreischritt „über uns – mit uns – in uns“ ist uns eine Hilfe gegeben, unsere ganz persönliche Beziehung zu Gott neu zu bedenken. Wir sollen nicht nur in einer Beziehung zu einer der drei göttlichen Personen stehen, sondern wir sollen in eine innere Beziehung zu der gesamten göttlichen Wahrheit treten – zu Vater, Sohn und Heiligem Geist.
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