Andacht- und Predigt Archiv
Die Kraft der Ruhe
Veröffentlicht am Fr, 30.07.2010
„Ich komme zur Ruhe, kann vom Alltagsstress abschalten, mich entspannen...“ nicht nur einmal lese ich das. Auf einem Blatt haben Jugendliche festgehalten, was sie beim Besuch unserer Martinskirche erlebten. Ich hatte sie gebeten, für eine Viertelstunde einmal nicht miteinander zu reden und ihr Handy auszuschalten, nur sich auf die stille und dämmrige Kirche einzulassen. Am Anfang fiel ihnen das schwer, aber nach wenigen Minuten war es ganz still.
Wir alle wissen: Ruhe und Stille tun gut. Aber selten kommen wir dazu. Unser Lebensstil macht das fast unmöglich. Wir leben in einer lauten Zeit. Überall Musik, Unterhaltung. In vielen Häusern läuft den ganzen Tag der Fernseher. Überall klingelt das Handy, unterbricht das Essen, Gespräche und Besprechungen. Meist sind es Belanglosigkeiten, um die es geht.
Mediziner waren vor den Folgen der ständigen Unruhe. Die Zahl der psychischen Krankheiten wie Burn-Out oder Depressionen haben in den letzten Jahren enorm zugenommen. Als Grund nennen Experten den steigenden Stress einer beschleunigten Arbeitswelt, in der es keine Pausen gibt bund in der man rund um die Uhr zu funktionieren hat. Immer mehr sehen sich genötigt, auch in der Freizeit, am Abend und am Wochenende, ja selbst im Urlaub für den Betrieb erreichbar zu sein oder dienstliche E-Mail zu erledigen.
Gestern haben die Sommerferien begonnen. Wird sich die Sehnsucht nach Ruhe und Entspannung erfüllen? Wird der Urlaub zu einer Auszeit, wo man nicht funktionieren muss, sondern einfach nach seinem eigenen Rhythmus leben darf und tun darf, was einen befriedigt. Werden wir zur Ruhe kommen, äußerlich wie innerlich?
Die positiven Erlebnisse der Konfirmanden am letzten Wochenende in der Stille unserer Dorfkirche haben mich gefreut und machen Mut: Entspannung, zu sich zu kommen, innere Einkehr sind möglich. Aber sie kommen nicht von selbst. Unsere Jugendlichen hätten wohl wenig Entspannendes erlebt, wenn ich sie nicht mit deutlichen Worten dazu aufgefordert hätte. Manchmal ist es eben nötig, dass wir Grenzen setzen, anderen aber auch uns selbst. Nein, wir müssen nicht überall und rund um die Uhr erreichbar sein! Haben Sie den Mut, Ihren wohlverdienten Urlaub zu genießen als freie Zeit, als Chance zur Ruhe und Muße. Sie müssen nicht ständig verfügbar sein für Ihren Chef, erst recht nicht für belanglose Plaudereien.
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