Andacht- und Predigt Archiv
Die jungen Träumer
Veröffentlicht am Sa, 20.08.2011
von Peter Förster
Pastoralreferent / Kath. Kirche, Sonstige Dienste
Ich habe gegen Schuljahresende meine Schüler gefragt, was das Leben schön und wichtig mache. Erstaunlich, was spontan geäußert wurde: Glück, Geld, Liebe, Freundschaft, Glaube, Gesundheit, Geborgenheit, Frieden, Reisen, Arbeit, Lachen, Tanzen, Spaß, Vertrauen, Freude, Beruf, Träume, Bücher und Musik.Ich hatte genau zugehört und dachte: Hans im Glück! Märchenträume! Aber es war doch anders. Da waren keine romantischen Zwischentöne. Für die Jugendlichen, die das alles so aussprachen, schwang ganz viel an Möglichkeit und Wirklichkeit mit, und zuweilen klangen die Beiträge, als stecke schon viel Erfahrung dahinter.Bei dem berühmten Hans im Glück war es ein Aufbruch aus ehrlicher Armut zu reicher Erfüllung und auf dem Rückweg sozusagen ein Umtausch des Reichtums zum Sinn des Lebens, zum Glück.Dieses Märchen findet heute so nicht statt. Ich bin überzeugt davon, dass alle Ahnung vom Sinn des Lebens verschlüsselt klingt in einer Zeit, die ausschließlich mit harten Fakten, harten Worten, harten Währungen, harten Männern und harten Positionen Markt macht. Da wirken die Wichtigkeitserklärungen junger Menschen tatsächlich wie ein schöner Gruß aus dem Märchen. Dabei lösen sich alle Härten in dem Augenblick in nichts auf wo der Dax über Maßen fällt. So finde ich es gut, dass es in Zeiten des Börsencrashes noch oder wieder solche Mädchen und Jungen gibt, die uns Erwachsene darauf aufmerksam machen, wie viel Buntheit, Sinn und Hoffnung zum Leben gehören, damit es sich lohnt, ein Mensch zu werden.
Sind es nun junge Träumer, die uns alten Realisten kräftig einheizen? Oder - die Frage sei mir erlaubt - sind sie die eigentlichen Realisten, die uns als Träumer entlarven?
Zur ÜbersichtDie wöchentlichen Andachten
evangelischer bzw. ökume-
nischer Autorinnen und Autoren (Angedacht KWZ
und Zum Sonntag, LKZ)
werden zeitnah in diesem
Archiv erfasst.