Andacht- und Predigt Archiv
Non vitae sed scholae discimus
Veröffentlicht am Fr, 28.07.2023
von Désirée Rupp
Vikarin, Evang. Kirchengemeinde Kornwestheim - Pfarramt Johanneskirche
Zu Recht – denn heutzutage ist die umgekehrte Version dieses
Satzes die bekanntere. Also: „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir.“ Diese
Version mag in diesen Tagen über die ein oder andere Zensur im Zeugnis hinwegtrösten, die
nicht wie gewünscht oder erhoO ausgefallen ist. Sicherlich lernt man in der Schule – in
welcher auch immer – Kompetenzen, die für unser Leben wich?g sind, und mit guten
Kenntnissen in den diversen naturwissenschaQlichen, sprachlichen oder sozialen Bereichen
kommt man meist gut durchs Leben. So weit so gut, wäre da nicht die Sache mit den Noten,
die dann doch auch immer wieder in Frage stellen, für wen oder besser gesagt für was wir
eigentlich lernen? Ist es nicht doch so, wie Seneca kri?sch schrieb, dass wir für die Schule
lernen? Denn am Ende möchten doch alle lieber ein „Sehr gut“ als Ergebnis erreicht haben
als ein „Ausreichend“. Besonders für ehrgeizige Menschen ist die Frage nach Bewertungen
oQmals eine eigene Herausforderung. Denn manchmal ist es so, dass es sich, auch wenn man
sich die größte Mühe gibt, nicht adäquat im Ergebnis widerspiegelt. Dann kommen Fragen in
den Sinn, die den Geist quälen: Hä>e ich doch... Vielleicht wäre es hier oder da noch besser
gegangen... Warum sieht denn niemand, dass ich es wirklich gut kann? Dabei ist es oQ mehr
als ein bloßes Gesehenwerden, das ersehnt wird. Vielmehr geht es um Anerkennung dessen,
was man tut oder leistet. Wie gut, dass es da noch einen anderen Lehrer in unserem Leben
gibt; einen Lehrer, der wirklich sieht, was in uns steckt, und der genau um unsere Gaben und
Talente weiß. Bei ihm werden die Menschen nicht nach fragwürdigen Bewertungsskalen
gemessen, sondern mit einem annehmenden und offenen Blick gesehen und gewürdigt.
Jesus Christus lehrt die Menschen, dass es im Leben auf manches anderes ankommt, das wir
heute womöglich auch mit der besten Schulbildung nicht verstehen, und dass die Zeit
kommen wird, in der alles weltliche Bemessen und Bewerten keine Gül?gkeit mehr haben
wird. Wo es gelingt, dies zu verstehen und zu verinnerlichen, wird tatsächlich etwas fürs
Leben gelernt.
Die wöchentlichen Andachten
evangelischer bzw. ökume-
nischer Autorinnen und Autoren (Angedacht KWZ
und Zum Sonntag, LKZ)
werden zeitnah in diesem
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