Andacht- und Predigt Archiv
Nichts auf die lange Bank schieben
Veröffentlicht am Fr, 25.08.2023
von Thomas Schmückle
So weit, so gut. Doch wer sagt uns, was jetzt gerade wichtig und unaufschiebbar ist? Das günstige Angebot im Supermarkt oder an der Tankstelle? Oder der schon lang versprochenen Besuch, den man nicht noch weiter aufschieben sollte, auch wenn das vielleicht Überwindung kostet? Was fällt Ihnen leichter oder schwerer? Mir fallen da manche Dinge ein, die ich lieber auf die lange Bank schiebe. Oft ist es das, was mir nicht leicht von der Hand geht. Von besonderen Bänken habe ich in der Zeitung gelesen, die auf einem Friedhof in Köln stehen. Keine einheitlichen Bänke, die die Friedhofsverwaltung dort bereitgestellt hat. Es handelt sich um Bänke unterschiedlicher Art, die die Angehörigen von Verstorbenen selbst dort aufgestellt haben. Sie laden ein, sich Zeit zu nehmen, um sich an die Verstorbenen zu erinnern. An die Stunden und Tage auf denen man vielleicht zusammen auf dieser Bank gesessen hat. Besondere Momente die aus dem gemeinsamen Leben oder besonderen Begegnungen erzählen. Eine gute Idee, finde ich, auch wenn es von behördlicher Seite insbesondere wegen der Sicherheit mancherlei Bedenken gibt. Aber vielleicht lassen sich gute Kompromisse finden, die eine Umsetzung dieser Idee trotz der Bedenken möglich machen.
Mich erinnert es daran, nichts auf die lange Bank zu schieben, wenn es darum geht, miteinander das Leben zu teilen. Warum nicht schon bei Lebzeiten einander sagen: „Du tust mir gut!“ Oder:“ Wie schön, dass es dich gibt!“ Oder ganz einfach mit einem Menschen des Vertrauens auf solch einer Bank zu sitzen und zu schweigen, ohne dass es peinlich erscheint. Es gibt auch „Bänke“ auf denen einsame Menschen sitzen, die sich im Abseits fühlen. Wie gut würde es ihnen tun, wenn sich jemanden neben sie setzen würde, ob im übertragenen Sinne oder auch ganz praktisch. Vielleicht kennen Sie sogar solche Menschen. Einfach mal vorbeischauen, wäre ein erster Schritt um die Einsamkeit zu beenden. Zeit dafür haben wir, solange sie uns geschenkt ist von einem Gott, der seine Liebe zu uns niemals auf die lange Bank geschoben hat.
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