Andacht- und Predigt Archiv
Veröffentlicht am Fr, 29.09.2023
von Bettina Zehner
Diakonin, Evang. Kirchengemeinde Kornwestheim - Diakonat
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Obwohl mir das Wort schlummern sehr gefällt, drücke ich meist die Stopptaste.
Stopp ist so ein hartes Wort, eines das einen förmlich aus dem Bett schleudert. Schlummern hingegen, da gefällt mir schon das Wort, das klingt für mich weich und angenehm, es bedeutet leicht, nicht sehr tief schlafen. Sich einfach vor dem Aufstehen noch ein paar Minuten gönnen. Langsam aufzuwachen, sich nochmals rekeln, das unabwendbare Aufstehen noch ein paar Minuten hinauszögern.
Schlummern – dieses Wort erinnert mich auch an eine Puppe, die ich als Kind hatte – ein Schlummerle. Sie hatte einen weichen Körper und konnte beim Liegen die Augen schließen und mit ihr an meiner Seite habe ich sehr gut geschlafen und später auch meine Kinder.
Denn wir Menschen müssen schlafen. Damit wir aber nicht verschlafen und rechtzeitig aufstehen brauchen wir etwas, das uns weckt. Schon in Dantes Göttlicher Komödie wird eine Uhr mit einer einfachen Weckfunktion erwähnt.
Mit der Industrialisierung und der Beschleunigung des Lebens kam wohl auch das Bedürfnis auf, das lästige Aufstehen noch etwas nach hinten schieben zu können. Das Patent für eine Schlummertaste an der Uhr hat vor 110 Jahren ein Schweizer angemeldet.
In den Wecker integriert wurde die Schlummertaste in den 1950 Jahren. Das Schlummern dauerte 9 Minuten, weil das bei den mechanischen Weckern nicht anders zu machen war, weshalb auch heute noch die Originaleinstellung von 9 Minuten an vielen Handys zu finden ist.
Schlafen ist in der heutigen Zeit für viele Menschen problembesetzt. Zu viel Stress, zu viel Licht und Lärm, zu viel Smartphonenutzung, zu wenig Schlaf.
Schlummern dagegen – noch nie habe ich jemanden klagen gehört, schlecht geschlummert zu haben.
Aber Forscher warnen davor, die Schlummertaste zu benutzen, weil durch das mehrfache Drücken der Taste das Gehirn nicht mehr weiß, ob es eigentlich schlafen oder wachen soll und so unser Rhythmus durcheinanderkommt.
Schlummern erinnert mich auch an eine Stelle in Psalm 121. Dort steht: siehe der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.
Wir alle müssen schlafen. Aber Gott schläft nicht. Gott wird nicht müde, Gott nickt nicht ein, hält keine Mittagspause, wird nicht von einem Sekundenschlaf überrascht, braucht keinen Power Napp.
Gott ist immer da. Gott ist immer wach. Gott schlummert nicht einmal.
Wir gehen schlafen und Gott geht mit. Behütet und bewahrt uns, schaut liebevoll auf uns, ist die ganze Nacht bei uns und geht mit uns in den neuen Tag. Was für eine Zusage.
Diakonin Bettina Zehner
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