Andacht- und Predigt Archiv
Die gestohlene Christusfigur
Veröffentlicht am Fr, 01.07.2022
von Thomas Schmückle
Und lag es vielleicht daran, dass die Holzfigur die Täter an den echten Christus erinnert hat und bei ihnen ein Nachdenken über ihren Diebstahl ausgelöst hat? Dann wäre dem Wiedererscheinen der Christusfigur ein anderes Wunder vorausgegangen. Wenn Menschen ihr Denken und Handeln verändern in der Gegenwart des lebendigen Christus, dann kann man durchaus von einem Wunder sprechen. Die Bibel nennt das Glauben. Ein Glaube der nicht einer hölzernen Figur vertraut, sondern dem echten Jesus Christus. Ein Glaube, der darauf vertraut, dass die Worte und Taten von Jesus noch heute aktuell sind, noch heute Menschen dazu bewegen sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen. Genauso kehrt Christus wieder zurück an seinen Ursprungsort, und der befindet sich nicht irgendwo an einem Feldkreuz, sondern mitten im Zentrum unseres Lebens. An dem Ort, wo Entscheidungen getroffen und Lebenspläne geschmiedet werden, wo wir unser Miteinander in der Gesellschaft gestalten. Was noch bemerkenswert war an jener gestohlenen und wiedergefundenen Christusfigur war die abgehackte rechte Hand. Mittlerweile wurde auch sie aufgefunden und wieder angebracht. Welche Gedanken gingen dabei denen durch den Kopf, die das getan haben? Wut, Enttäuschung, Zweifel an der Macht Jesu? Auch wenn das keine Zerstörung der Christusfigur rechtfertigt, könnte ich solche Empfindungen verstehen. Zweifel, oder gar Wut über die vermeintliche Ohnmacht der Liebe, die von dem echten Jesus ausgeht. Kann das wirklich überzeugen und Menschen verändern? Jesus hat sich für diesen Weg der Gewaltlosigkeit und des Friedens entschieden und ist diesen Weg konsequent gegangen. Dabei hat er nicht auf klare Worte verzichtet, die Unrecht beim Namen nannten, ohne jedoch selbst dabei Gewalt anzuwenden. Ich spüre, hier brauche ich noch viel Geduld und auch das Wunder, dass Christus mir hilft zu solch einer Lebenseinstellung. Jesus - der kann mir gestohlen bleiben? Ganz im Gegenteil! Ich brauche ihn, nicht an Holzkreuzen sondern für das Leben.
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